Ein Produkt wie dieses ist etwas, das wir nie veröffentlichen könnten, wenn wir nicht so eine starke Partnerschaft mit dem Louvre aufgebaut hätten.
Das ist wahr.
Und weil wir es auf eine Art veröffentlichen konnten, die es den Leuten ermöglicht, auch zuhause Spaß damit zu haben, hat die Software jetzt für verschiedene Leute einen Wert - ob sie schon mal im Louvre waren, bereits einen Besuch geplant haben, oder sich einfach dafür interessieren, obwohl noch kein eigener Besuch ansteht. Und so könnte für dieselbe Person auch ein Mehrwert entstehen, je nach dem eigenen Wissensstand und der eigenen Situation im jeweiligen Moment.
Ich finde, es ist ein ziemlich experimentelles Produkt. Ich persönlich würde mich sehr freuen, wenn die Leute es als Lehrmittel im Kunstunterricht verwenden würden. Ich denke, es würde wirklich großes Interesse bei den Schülern wecken, wenn sie die Software zum Anschauen und Zuhören verwenden könnten.
Man bekommt auf jeden Fall Lust, die Werke auch mal persönlich in der Realität zu sehen.
Man kann eigene Erfahrungen machen, indem man einfach Knöpfe drückt und sich die verschiedenen Sachen anschaut, die einen neugierig machen. Und es macht Spaß, auf diese Art neue Dinge zu lernen. Es gibt auch eine umfangreiche Suchfunktion, mit der man sich jedes Werk und jeden Ort anschauen, oder auch eine bestimmte Tour empfehlen lassen kann. Wenn man den automatischen Modus aktiviert, kann man so eine tatsächliche Tour erleben, als ob man wirklich selber vor Ort wäre.
Und wenn man dann eines Tages doch in das Museum kommt, hat man sicher einen ganz anderen Eindruck von allem. Ich finde, dass man so wirklich ein wundervolles Erlebnis haben kann.
Wir würden uns sehr freuen, wenn die Leute es ausprobieren würden.
Ich denke, dass dieses Projekt ganz allgemein gesprochen noch im Zusammenhang mit den Experimenten bei Ikspiari steht. Das ist also etwas, woran Sie insgesamt fünf oder sechs Jahre gearbeitet haben.
Das ist sehr richtig.
Es gibt viele Projekte, mit denen man mehrere Jahre verbringt. Und soweit ich weiß, war das längste Projekt das Mii24-Konzept. Sogar als wir noch am Family Computer Disk System25 gearbeitet haben, sagten Sie schon: "Als Nächstes machen wir Avatare."24. Mii: Benutzererstellte Avatare, die auf Nintendo 3DS-, Wii- und Wii U-Systemen als Spielercharaktere benutzt werden können.25. Family Computer Disk System: Ein Zubehörprodukt für das Family Computer-System (Famicom), das in Japan im Februar 1986 veröffentlicht wurde. Das System verwendete Disketten als Speichermedium, auf denen Daten gespeichert werden konnten. Das Famicom-System wurde in Nordamerika und Europa als Nintendo Entertainment System (NES) veröffentlicht.
Wenn man es so sieht, waren das dann fast 30 Jahre.
Das Disk System kam 1986 auf den Markt, also vor genau 27 Jahren. (lacht) Das ist schon ungewöhnlich lang, muss man ehrlich sagen. Aber Sie haben in den letzten fünf Jahren ja auch noch an vielen anderen Dingen gearbeitet; darunter auch einige, über die wir jetzt noch nicht sprechen können.
Als ich letztes Jahr bei einem Interview in Übersee gesagt habe: "Ab jetzt werde ich an kleineren Projekten arbeiten", wurde daraus irgendwie die Meldung, dass ich in den Ruhestand gehen wollte; diese Software muss aber eines der Projekte gewesen sein, die ich bereits im Kopf hatte, als ich das gesagt habe.
Ja, so war es. Aber eigentlich würde ich das hier nicht wirklich ein kleines Projekt nennen! (lacht)
Normalerweise weiß ich das im Vorfeld noch gar nicht. Erst wenn die Ergebnisse kommen, wird mir klar, ob es ein großes oder kleines Projekt war.
Wir haben ja auch nicht immer von Anfang an ein klares Bild vom fertigen Produkt. Da gibt es eher Dinge, die wir als Ideal- oder Wunschvorstellungen formuliert haben, die dann miteinander verbunden werden.
Als ich damals gesagt habe: "Irgendwann auch im Louvre!", hätte ich nie gedacht, dass es auf diese Art wirklich dazu kommen würde. Aber unser Ziel hat sich eigentlich von Anfang an nicht verändert.
Ich habe das Gefühl, dass ich Sie darin bestärken konnte, Ihren Weg zu verfolgen, wenn Sie etwas gefunden hatten, von dem Sie wussten, dass es interessant sein könnte, und dabei auch die Hindernisse auf Ihrem Weg entfernen und andere Leute davon überzeugen konnte, Sie ebenfalls zu unterstützen.
Da haben Sie Recht. Vielen Dank.
Okay, dann kommen wir jetzt zu meiner letzten Frage. Wir haben ja heute schon zusammen darüber gesprochen, und ich habe auch selber wieder darüber nachgedacht, wie aus Ihren Zielen tatsächlich Realität geworden ist. Und ich glaube, dass es das Ergebnis des Zusammenwirkens von vielen kleinen Dingen war, sowohl von Erfolgen als auch von Fehlschlägen.
Wir haben viel von den Tests bei Ikspiari gelernt, und von der Zusammenarbeit mit verschiedenen Einrichtungen, sowohl großen als auch kleinen. Und dann kam das Nintendo 3DS-System, und wir konnten mit dem Louvre-Museum zusammenarbeiten, dessen Verantwortliche wir damit zum perfekten Zeitpunkt erreichen konnten, und so haben wir das alles schließlich geschafft.
Es ging teilweise wirklich um den richtigen Zeitpunkt. Der Louvre war offen für das Projekt mit dem Nintendo 3DS-System, weil es die Idee zur Arbeit mit 3D-Fotos und 3D-Modellen gab. Wenn wir vielleicht dasselbe Gespräch geführt hätten, als es nur den Nintendo DS gab, hätten sie möglicherweise nicht zugestimmt. Wir hatten also auch wirklich Glück.
Es war also nicht nur eine vage Wunschvorstellung - wir haben an allen möglichen Dingen gearbeitet, und waren schließlich einfach bereit für die Gelegenheit. Wir wussten nicht, was passieren würde, nur dass wir die Chance bekommen haben, als wir dafür vorbereitet waren. Eines meiner liebsten Sprichworte ist: "Glück ist das Aufeinandertreffen von Vorbereitung und Gelegenheit." Wir hatten also sehr viel Glück, dass wir diese wundervolle Verbindung perfekt nutzen konnten.
So kann man es sagen.
Wir möchten wirklich, dass alle Leute das Louvre-Museum von zuhause aus erleben können. Und wenn die Leute je die Gelegenheit haben, den Louvre zu besuchen, sollten sie diese Software mitbringen. Ich denke, das wird das Erlebnis dort noch verbessern.
Ach ja, lassen Sie mich noch eine Sache erwähnen, die bei Miiverse26 lustig wäre. Es gibt ein einziges Foto von Ihnen in der Software, nicht wahr, Mr. Miyamoto?
26. Miiverse: Ein Netzwerkservice, der auf Systemebene in die Wii U-Konsole integriert ist, der es Leuten auf der ganzen Welt ermöglicht, über ihre Mii-Charaktere miteinander in Kontakt zu treten und noch mehr Spaß an ihren Videospielen zu haben. Die Leute können miteinander interagieren, indem sie ihre Gedanken in den Communities ihrer Lieblingsspiele austauschen, und indem sie eigenhändig erstellte Illustrationen und Mitteilungen veröffentlichen. Der Service wird ab Dezember 2013 auch für das Nintendo 3DS-System verfügbar sein.
Ja, das hat jemand eingefügt, ohne dass ich davon wusste. Ich habe es auch nicht wieder rausnehmen lassen, deshalb wurde die Software damit ausgeliefert. Ich hoffe, dass die Leute danach suchen und in Miiverse stolz verkünden, wenn sie es gefunden haben. Wir bieten ja auch eine spezielle Verkaufsversion in den Souvenirgeschäften des Museums an, und die eignet sich wirklich hervorragend als Andenken.
Ganz bestimmt. Vielen Dank für das Gespräch.
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