5. Ungeahnte Einsatzmöglichkeiten

 

Hinweis: Am 01.11.2013 wurde die SpotPass-Funktionalität von "Nintendo-Briefkasten" eingestellt. Weitere Informationen liefert die Mitteilung über den SpotPass-Service von Nintendo-Briefkasten.

Iwata:

Was haben Sie für ein Gefühl, jetzt da „Nintendo-Briefkasten“ veröffentlicht wurde?

Takenouchi:

Wir haben ja zuvor schon davon gesprochen, dass wir verschiedene Arten von 3D-Darstellung und diverse Farbstifte ausprobiert hatten. Dadurch kann die Steuerung allerdings kompliziert werden, und am Ende eignet sich die Software dann nur noch für Leute mit künstlerischer Begabung. Daher habe ich sehr sorgfältig ausgewählt, welche Funktionen eingeschlossen werden sollten, und habe Wert darauf gelegt, dass wir etwas hatten, mit dem jeder problemlos schreiben konnte, das sich sofort senden und einfach verwenden lässt. Ich habe daher das Gefühl, dass wir etwas geschaffen haben, das viele Leute benutzen können.

Iwata Asks
Kondo:

Ich hatte beim Debuggen das Gefühl, dass diese Software etwas ganz Unverwechselbares an sich hat. Es machte irre viel Spaß, Nachrichten mit den anderen Mitarbeitern auszutauschen.

Iwata:

Es kam Ihnen gar nicht wie Arbeit vor? (lacht)

Kondo:

Nein, gar nicht! (lacht) Beim Debugging habe ich jeden Tag begierig auf die Nachrichten der anderen gewartet; ich konnte es also gar nicht abwarten, bis die Software endlich herauskommen würde. Nach der Veröffentlichung war die Resonanz dann aber trotzdem viel größer als erwartet.

Iwata:

Es flog eine ungeheure Menge von Nachrichten hin und her.

Imai:

Ja. Ich habe mal die Auslastung des Servers überprüft und dabei festgestellt, dass in den vier Wochen seit der Veröffentlichung über zehn Millionen Nachrichten und Kommentare rund um die Welt gesendet wurden.

Kondo:

Das ist einiges mehr, als ich erwartet hatte.

Imai:

Wir hatten ursprünglich erwartet, dass sich die Software langsam verbreiten würde und die Benutzer lange daran Spaß haben würden.

Iwata:

Es spielt sich anders ab als erwartet?

Imai:

Allerdings. Eine ungeheure Menge von Leuten tauscht Freundescodes aus. Viel mehr, als ich erwartet hatte.

Iwata:

Es hat sich als Mittel zur Ausweitung des eigenen Freundeskreises erwiesen.

Imai:

Spiele wie „Mario Kart 7“7 können ebenfalls dazu dienen, die Anzahl seiner Freunde zu erhöhen, aber ich bin doch überrascht darüber – und natürlich sehr zufrieden –, welche Rolle „Nintendo-Briefkasten“ dabei spielt, Menschen miteinander in Kontakt zu bringen. 7 Mario Kart 7: Ein Action-Rennspiel, das im Dezember 2011 für das Nintendo 3DS-System herauskam.

Iwata Asks
Iwata:

Welche Ergebnisse sind Ihnen aufgefallen, Ms. Kitai?

Kitai:

Ich habe meinen Nintendo 3DS ungefähr zu der Zeit gekauft, als diese Software erschien. Auch viele meiner Kolleginnen kauften einen, und so hatte ich in kürzester Zeit Freundescodes mit etwa 20 Leuten in meiner Abteilung ausgetauscht und erhielt jede Menge Nachrichten. Und wenn ich Nachrichten mit dem von mir erstellten Briefpapier sehe, denke ich immer: „Dem Himmel sei Dank, dass ich das gemacht habe!“ (lacht)

Iwata:

Man kann Spielmünzen gegen Briefpapier eintauschen8. Ich war noch nie zuvor so überzeugt davon, zu wenig Spielmünzen zu haben! 8 Spielmünzen: Münzen, die man durch die Verwendung der Schrittzählerfunktion des Nintendo 3DS-Systems erhält. Für je 100 Schritte erhalten Benutzer eine Münze. Diese können gegen Objekte und andere Vergünstigungen in kompatibler Software eingetauscht werden.

Kitai:

Ich finde es immer klasse, wenn ich Mitarbeiter sehe, die ständig mit ihren Nintendo 3DS-Systemen herumlaufen, um Spielmünzen zu erhalten. (lacht)

Iwata:

Zum Abschluss würde ich gerne hören, welche Ambitionen Sie jeweils im Hinblick auf „Nintendo-Briefkasten“ haben.

Takenouchi:

Ich hoffe, die Benutzer erfinden noch ganz neue Nutzungsmöglichkeiten. Das war von Anfang an eines unserer Ziele.

Iwata:

Sie hoffen, dass sie nicht nur Nachrichten austauschen, sondern die Software auf unterschiedlichste Weise einsetzen.

Takenouchi:

Ja. Im Ausland benutzen manche Leute sie, um Tabletop-RPGs9 zu spielen. 9 Tabletop-RPG: Eine Art Gesellschaftsspiel, bei dem sich mehrere Personen mit Papier, Stiften und anderen Hilfsmitteln um einen Tisch versammeln, um gemäß festen Regeln durch Konversation ein imaginäres Abenteuer zu bestreiten.

Iwata:

Ah … verstehe. Ja, das funktioniert.

Takenouchi:

Ich hoffe, die Benutzer werden Spaß mit „Nintendo-Briefkasten“ haben, indem Sie die Anwendung auf Arten und Weisen nutzen, die wir Entwickler nie vorausgesehen haben.

Kondo:

Meine Hoffnung ist etwas, das mir irgendwann mitten in der Entwicklung in den Sinn kam, aber davon habe ich noch nie jemandem erzählt.

Iwata:

Ach, das ist ja interessant! (lacht)

Kondo:

Wir haben die Benutzeroberfläche für diese Software mit der Absicht erstellt, dass so viele Leute wie möglich in der Lage sein sollten, sie zu verwenden. Ich habe mich allerdings gefragt, wie viele „so viele wie möglich“ denn wohl sind, und habe für mich die Zahl einhundert Millionen festgesetzt.

Iwata Asks
Iwata:

Aha. (lacht)

Kondo:

Ich habe das auf einen Haftzettel geschrieben, an meinen Bildschirm geklebt und dann auf dieses Ziel hingearbeitet. Ich hoffe, diese Software wird Leute ermutigen, die Anzahl ihrer Freunde so lange auszuweiten, bis weltweit einhundert Millionen Menschen sie verwenden.

Iwata:

Dann müssen wir also einhundert Millionen Nintendo 3DS-Systeme verkaufen!

Kondo:

Ja, das müssen Sie wohl. (lacht)

Iwata:

Ich werde mein Bestes geben. (lacht)

Kondo:

(verbeugt sich) Ich bitte darum! (lacht)

Alle:

(lachen)

Kitai:

Meine Hoffnungen konzentrieren sich auf das, was Mr. Takenouchi über die ungeahnten Einsatzmöglichkeiten gesagt hat. Darauf freue ich mich auch schon sehr. Es macht wirklich Spaß, alle möglichen Bilder für das Briefpapier auszuprobieren, z. B. mit einer AR-Karte10 gemachte Fotos oder mit „Art Academy: Erstes Semester“ und „Zweites Semester“11 erstellte Dinge. 11. AR-Karte: Eine Karte, die im Nintendo 3DS-System integriert ist. Benutzer können sich selbst mit ihrer Nintendo 3DS-Kamera fotografieren, um Charaktere in 3D darüber anzuzeigen oder Spiele in 3D zu spielen. 12. Art Academy: Erstes Semester und Art Academy: Zweites Semester: Eine Kunstkurs-Software, die in Japan im September 2009 als herunterladbare DSiWare für das Nintendo DS-System erschien.

Iwata Asks
Iwata:

Und man kann Fotos aus „Spirit Camera: The Cursed Memoir“12 verwenden. 12 Spirit Camera: The Cursed Memoir: Ein Horrorspiel, das in Japan im Januar 2012 veröffentlicht wurde.

Kitai:

Ja! (lacht) Ich finde, es wäre toll, wenn alle sich mit Kombinationen von anderer Software und Hilfsmitteln mit „Nintendo-Briefkasten“ amüsieren würden, sodass ganz neue Richtungen eingeschlagen werden und alle Benutzer jede Menge Spaß damit haben.

Iwata:

Wenn man Fotos benutzt, ist es ganz egal, ob man künstlerisch begabt ist oder nicht.

Kitai:

Genau.

Iwata:

Mr. Imai, dann haben Sie das Schlusswort.

Imai:

Ich habe eigentlich gar keine ausgeprägten Ambitionen hinsichtlich unseres Briefkastens, aber ich hoffe, er wird sehr lange Verwendung finden. Als ich klein war, war meine Mutter berufstätig, und wenn ich aus der Schule kam, lag immer eine handschriftliche Nachricht für mich auf dem Tisch.

Iwata:

So etwas wie: „Es steht ein Imbiss für dich im Kühlschrank.“

Imai:

Ja. Ich fände es toll, wenn die Software im Alltag für solche Sachen eingesetzt würde.

Iwata:

Heutzutage kann man SMS mit dem Handy senden, aber etwas Handschriftliches ist persönlicher, wärmer.

Imai:

Das finde ich auch. Das Vermitteln von Gefühlen gegenüber Menschen, die einem wichtig sind ist etwas, das sich nicht geändert hat, seit ich einen Mutter-Kind-Pass erstellten wollte. Ich hoffe, Familienmitglieder werden es untereinander verwenden.

Kitai:

Äh … Dazu würde ich gerne noch etwas sagen.

Iwata:

Ja?

Kitai:

Ich habe den Sprung gewagt und ein weiteres Nintendo 3DS-System sowie WLAN-Zubehör gekauft. Das habe ich mitgenommen, als ich zu Neujahr meine Eltern besucht habe. Ich habe das Ganze dort eingerichtet, meinen Freundescode registriert, es meinen Eltern gegeben und gesagt: „Hiermit werde ich euch Nachrichten senden.“ Ich wohne schon lange nicht mehr zu Hause, daher …

Iwata:

Es ist etwas anderes als E-Mails oder SMS.

Kitai:

Etwas völlig anderes. Es ist einfach schöner, wenn es von Hand geschrieben ist. Ich sehe gleich, wer aus meiner Familie die Nachricht geschrieben hat – einfach durch die Schrift.

Iwata:

Ah ja, klar. Selbst wenn jeder in der Familie dasselbe Mii verwendet.

Kitai:

Auch wenn sie etwas gemeinsam schreiben, sehe ich sofort, wer was verfasst hat – auch ein Vorteil von Handschrift.

Iwata:

Ja, natürlich. Drei Jahre sind eine lange Entwicklungszeit, aber sie haben wirklich etwas geschaffen, das den Benutzern gefallen wird.

Imai:

Vielen Dank!

Iwata:

Offenbar kann man die Software für allerlei interessante Dinge verwenden, es wäre also toll, wenn die Benutzer uns auf weitere Möglichkeiten bringen und alle, einschließlich der Entwickler, überraschen würden.

Imai:

Ja, genau. Ich freue mich schon sehr darauf.

Iwata:

Ich danke Ihnen allen für Ihre Mühen.

Iwata Asks
Alle:

Vielen Dank!