3. Alles noch realitätsnaher gestalten

Iwata:

Jetzt würde ich Sie gerne fragen, wie es dann zur Arbeit an "New Art Academy" gekommen ist. Mr. Terasaki?

Terasaki:

Natürlich. Als wir anfingen darüber nachzudenken, einen neuen "Art Academy"-Titel zu entwickeln, war unser erster Gedanke, dass wir ein neues zentrales Element bräuchten. Wir haben uns daran erinnert, dass Nicolas von Nintendo Iberica uns darum gebeten hatte, mit ihm zu sprechen, wenn wir einen neuen "Art Academy"-Titel für den Nintendo 3DS planen würden. Also haben wir ihn gefragt, ob er zu einem unserer Meetings mit Kuju kommen wollte.

Iwata:

Das ist ja sehr ungewöhnlich für Nintendo.

Terasaki:

Ja, ist es. Bei Nintendo fangen wir die Arbeit an Projekten eigentlich nie damit an, die Leute aus dem Marketing und dem Vertrieb nach ihrer Meinung zu fragen. Aber Nicolas hing so an diesem Titel, dass wir ihn einfach involvieren wollten. Bei diesem ersten Meeting hat Nicolas vor allem das Konzept des 'Teilens' hervorgehoben. Er wollte also, dass wir es ermöglichen, die eigenen Werke mit Freunden zu teilen. Das stimmt doch so, oder Tancred?

Tancred:

Ja, stimmt. Aber zu diesem Zeitpunkt hatten wir selber schon entschieden, dass wir eine Funktion integrieren wollten, mit der man die eigenen Werke mit anderen Benutzern teilen und sie kommentieren könnte.

Ichijo:

Wenn man immer gedacht hat, dass man nicht zeichnen kann, und dann plötzlich doch ein schönes Bild malt, will man es natürlich als Erstes mit anderen Leuten teilen.

Iwata:

Wie man schon bei Mr. Terasaki gesehen hat ...

Ichijo:

Ganz genau. (lacht) Bei diesem Titel wollten wir eine Funktion, die wirklich den Wunsch erfüllt, anderen Leuten die eigenen Werke zu zeigen, indem man seine Arbeiten über SpotPass oder lokale Drahtlosverbindungen7 mit anderen teilen kann. 7 SpotPass und lokale Drahtlosverbindung sind zwei Nintendo 3DS-Funktionen, die es bei "New Art Academy" ermöglichen, Benutzerdaten auszutauschen. Wenn der Nintendo 3DS mit dem Internet verbunden ist, werden die Daten über SpotPass automatisch mit anderen Benutzern in der Nähe ausgetauscht, die man als Freunde registriert hat.

Iwata Asks
Terasaki:

Das Problem dabei ist, wenn man ein System entwirft, über das Daten ausgetauscht werden können, muss man alle möglichen Richtlinien einhalten.

Iwata:

Stimmt. Wir wollen ja nicht, dass irgendwelche Leute anstößige oder unerfreuliche Bilder an andere Benutzer schicken.

Terasaki:

Dabei war Mr. Ichijo dank der Erfahrungen, die er vor seiner Arbeit an diesem Projekt als Mitglied des Mario Kart 7-Entwicklerteams8 gesammelt hat, wirklich eine Riesenhilfe. 8 Mario Kart 7: Ein Action-Rennspiel, das im Dezember 2011 für den Nintendo 3DS veröffentlicht wurde.

Iwata:

Dieses Spiel hat eine Menge Funktionen, die unseren Richtlinien unterliegen, und diese Funktionen stehen alle auf komplexe Art in Verbindung miteinander. Es muss äußerst schwierig gewesen sein, all diese Funktionen richtig hinzubekommen.

Terasaki:

Ja, das war es auch. Bei diesem Spiel hat Mr. Ichijo wirklich sehr viel gelernt und er konnte dieses gesammelte Wissen äußerst hilfreich bei "New Art Academy" anwenden.

Iwata:

Da sieht man mal wieder, dass die Erfahrungen, die man bei einem Projekt sammelt, nie nutzlos sind.

Ichijo:

Das stimmt! (lacht)

Tancred:

Aber den Benutzern zu ermöglichen, ihre Werke zu teilen, war nicht der einzige Vorschlag, den Nicolas hatte.

Iwata:

Was hat er denn noch vorgeschlagen?

Tancred:

Bis dahin hatten wir die Lektionen in "Art Academy", die einem beibringen, wie man zeichnet und malt, alle selber entworfen. Aber Nicolas hatte die Idee, den Benutzern zu ermöglichen,

Video: eigene Lektionen zu erstellen

Jetzt würde ich Sie gerne fragen, wie es dann zur Arbeit an "New Art Academy" gekommen ist. Mr. Terasaki?
eigene Lektionen zu erstellen .

Jason:

Man kann jetzt also eigene Lektionen erstellen und teilen, so wie ein Kunstlehrer eine Lektion für seine Schüler vorbereiten würde.

Iwata:

Diese Idee konnte nur von jemandem wie Nicolas kommen, der es geschafft hatte, eine Kunstgalerie dazu zu bringen, die Software in Zeichenkursen einzusetzen, und der selber auch Kunstkurse besucht hatte.

Tancred:

Da haben Sie wohl recht. Dass die Benutzer ihre eigenen Lektionen erstellen können sollten, war uns selber nicht in den Sinn gekommen, aber als wir die Idee zum ersten Mal gehört haben, fanden wir sie sofort fantastisch.

Miyachi:

Und man muss ja kein Experte oder Kunstlehrer sein, um eine gute Lektion zusammenzustellen. Wenn ein Freund ein umwerfendes Bild gemalt hat ...

Ichijo:

Dann kann man in Form einer Lektion erfahren, wie er oder sie das gemacht hat.

Iwata:

Genau. Ich kann mir vorstellen, dass die eigenen Bilder auch häufiger und an mehr Leute weitergegeben werden, wenn man eine gute Lektion erstellt hat. Welche weiteren neuen Funktionen gibt es in "New Art Academy"?

Miyachi:

Im ersten Titel standen nur zwei Arten von Materialien zum Erstellen von Bildern zur Verfügung - Bleistifte und Farben. Diesmal haben wir zusätzlich zwei völlig neue Materialien zur Verfügung gestellt -

Video: Farbstifte und Pastellkreiden

Jetzt würde ich Sie gerne fragen, wie es dann zur Arbeit an "New Art Academy" gekommen ist. Mr. Terasaki?
Farbstifte und Pastellkreiden . Man kann auch zwischen Leinwand und Papier als Untergrund auswählen, und eine Menge neuer Farben verwenden, so dass man eine viel breitere Palette von Möglichkeiten zum Erstellen verschiedener Kunstwerke hat als im Vorgängertitel.

Jason:

Wir haben aber nicht nur die Auswahl von verfügbaren Materialien erweitert. Wir wollten auch, dass sich alles noch realistischer anfühlt, wenn man die Farben und die Stifte verwendet. Dafür haben wir beim Arbeiten mit diesen Materialien viele Verbesserungen und Erweiterungen umgesetzt, und die Gestaltungsmöglichkeiten für die Benutzer ausgedehnt. Und weil dieser Titel für den Nintendo 3DS entwickelt worden ist, haben wir durch die höhere Auflösung9 deutlich mehr Pixel zur Verfügung, so dass die Benutzer jetzt Bilder mit viel feineren Details gestalten können. 9 Höhere Auflösung: Die Auflösung der Bilder, die man im Vorgängertitel "Art Academy" erstellen konnte, betrug 512x384 Pixel - im neuen Titel ermöglicht der hochauflösende Bildschirm des Nintendo 3DS Bilder mit einer Auflösung von bis zu 640x480 Pixel.

Iwata Asks
Iwata:

Und dann gibt es ja noch den Nintendo 3DS XL.

Jason:

Ja, allerdings. Man kann den größeren Bildschirm benutzen, uum sich etwas wirklich Dynamisches einfallen zu lassen.

Iwata:

Als "Art Academy" ursprünglich als Nintendo DSiWare in Japan veröffentlicht wurde, enthielt der Untertitel des Spiels in etwa die Anmerkung "ziemlich lebensnah" ...

Miyachi:

Ja, und diesmal ist es "wirklich lebensnah"! (lacht)

Terasaki:

Ich persönlich finde, dass eine wirklich wichtige Entwicklung bei diesem Titel die Tatsache ist, dass man eine Reihe von angefangenen Bildern mit der Software speichern und später weiterbearbeiten kann. Alles in allem bin ich ja niemand, der das Zeichnen wirklich liebt, deshalb möchte ich auch keine lange Zeit damit verbringen, ein Bild zu gestalten.

Iwata:

Richtig. Immerhin haben Sie ja am Anfang auch gleich gesagt, dass Sie etwas wollten, womit Sie in einer halben Stunde ein Bild erstellen könnten! (lacht)

Terasaki:

Das stimmt. Ich kann immer nur eine halbe Stunde Zeit dafür aufbringen. Das bedeutet, dass ich häufig ein Bild anfangen, aber nicht zu Ende bringen kann ...

Iwata:

Und dann haben Sie nur ein halbfertiges Bild.

Terasaki:

Genau. Und wenn ich mit einem Bild angefangen habe, möchte ich es gerne speichern können. Bei den vorherigen "Art Academy"-Titeln gab es Hardware-Einschränkungen, durch die man bei der Nintendo DSiWare-Version nur ein Bild und bei der kombinierten Nintendo DS-Version nur drei Bilder speichern konnte. Aber bei diesem neuen Titel kann man die SD Card voll ausnutzen und jede Menge angefangene Bilder abspeichern.

Iwata:

Das bedeutet also, wenn man ein Bild beim ersten Ansatz nicht fertig stellen kann, dass man es immer wieder bearbeiten und viel Zeit und Hingabe dafür aufwenden kann, um es zu vollenden. Sehe ich das richtig, dass man bis zu 3.000 Bilder speichern kann?

Terasaki:

Ja, das ist richtig. Wir haben es so gemacht, dass man fertige Bilder im selben Bereich des Systemspeichers des Nintendo 3DS abspeichern kann, in dem auch die Fotos liegen, die man mit den Nintendo 3DS-Kameras gemacht hat. So kann man bis zu 3.000 Fotos und "Art Academy"-Bilder speichern.

Tancred:

Man kann diese Bilder auch in einer Galerie betrachten, wobei die eigenen Werke in einer 3D-Umgebung dargestellt werden, in der man sie sich ansehen kann. Ich finde, das ist wirklich ein großartiges Erlebnis.

Iwata:

Das ist ja genau das Richtige für Sie, Mr. Terasaki! (lacht)

Terasaki:

Ja! (lacht und holt dabei seinen Nintendo 3DS aus der Tasche) Und das hier ist meine

Video: Galerie

Jetzt würde ich Sie gerne fragen, wie es dann zur Arbeit an "New Art Academy" gekommen ist. Mr. Terasaki?
Galerie ...

Iwata:

Ah, ja ... Das wirkt ja wirklich wie in einer echten Kunstgalerie.

Terasaki:

Ms. Miyachi und ich sind extra zusammen mit Tancred und Jason in eine berühmte Kunstgalerie in London gegangen, und das hat uns inspiriert, unserer Galerie eine ganz ähnliche Atmosphäre zu geben.

Tancred:

Ja, richtig. Was mir nach dem Besuch der Galerie in London wirklich im Kopf geblieben ist, war die Tatsache, wie beeindruckt Mr. Terasaki und Ms. Miyachi von der Dicke und der Textur der Ölfarben auf den Gemälden waren.

Iwata:

Ja, wenn man vor einem richtigen Ölgemälde steht, sieht man, wie uneben die Oberfläche ist.

Tancred:

Deshalb haben wir uns beim neuen Titel viel Mühe gegeben, diese Masse und Tiefe zu reproduzieren.

Terasaki:

Also waren "Schüler A" und "Schülerin B" doch noch auf ganz unerwartete Weise hilfreich. (lacht)

Tancred:

Ja, genau! (lacht)