Ich kann mir vorstellen, dass Sie viel Zeit mit Diskussionen darüber verbracht haben, wie man die Funktionen des Nintendo 3DS am besten einsetzen könnte.
Ja, das haben wir. Während der Entwicklung des Titels standen wir vor der großen Herausforderung, wie man die 3D-Fähigkeiten des Systems am besten ausnutzen könnte. Wir haben uns entschieden, den unteren 2D-Bildschirm als Leinwand zu benutzen, so wie wir es bisher getan haben, und auf dem oberen Bildschirm sollte man das Motiv, das man malen will, in drei Dimensionen betrachten können. Wenn man ein Bild malt, wie z. B. ein Stillleben, eine Landschaft oder ein Porträt, malt man ja schließlich auch ein dreidimensionales Objekt und versucht es auf einer flachen Ebene abzubilden.
Dafür ist der Nintendo 3DS ja perfekt geeignet.
Ja, ist er. Wenn man ein Bild malt oder zeichnet, ist es wirklich entscheidend, ob man sich die notwendige Zeit nimmt, um das Motiv richtig wahrzunehmen. Das ist noch wichtiger als das, was man mit den Händen macht.
Es ist also wichtig, dass man aufmerksam dasitzt und das Motiv, das man zeichnen möchte, richtig wahrnimmt und wirklich begreift.
Richtig. Mir wurde klar, dass man den oberen Bildschirm des Nintendo 3DS-Systems benutzen konnte, um das Motiv des eigenen Bildes zu drehen und zu betrachten, oder man könnte die Beleuchtung verändern. So tut man genau das, was Künstler machen, wenn sie ein Modell oder eine Landschaft betrachten.
Indem man sein Motiv aus verschiedenen Winkeln betrachtet und die Lichtverhältnisse verändert, erhält man wirklich ein tieferes Verständnis des Objekts, und dadurch kann man es dann auch viel besser abbilden.
Es war aber eine große Herausforderung, die 3D-Bilder zu bekommen, die in den Lektionen verwendet werden sollten, nicht wahr?
Ja, war es. Es gibt kaum Archive für 3D-Fotos, so dass man nicht einfach eine Lizenzgebühr bezahlen und die gewünschten Fotos verwenden kann. Stattdessen mussten wir die meisten von ihnen selber schießen.
Ist Tancred nicht sogar extra in den Urlaub gefahren, um diese Bilder zu machen?
Hey! Das war doch kein Urlaub! (lacht)
(lachen)
Obwohl ich mir nicht sicher bin, dass mir da all meine Kollegen zustimmen würden ... (lacht) Jedenfalls habe ich darüber nachgedacht, wo ich in Großbritannien Bilder von typisch europäischen Landschaften machen könnte, und kam zu dem Entschluss, dass ich dafür nach Wales reisen sollte.
Wales ist im Westen von Großbritannien und hat große Landstriche voller unerschlossener, natürlicher Schönheit, nicht wahr?
Ja, das stimmt. Ich habe einen Kameramann engagiert, um die 3D-Fotos zu machen, und dann sind wir vier oder fünf Tage umhergereist. Wir haben unter einem sehr strengen Zeitplan gearbeitet, also standen wir im einen Moment mitten in einem Fluss und hingen im nächsten von einer Klippe. Aber so haben wir es geschafft, alle möglichen Bilder zu schießen.
Es hört sich wirklich nicht so an, als ob das die richtige Arbeit für einen Producer bei einer Videospielfirma wäre! (lacht)
Das kann man wohl sagen! (lacht)
Tancred ist aber eigentlich jemand, der gerne in der freien Natur ist und gerne wandern geht.
Ach, ist das so?
Ja. Ich fand diesen Ausflug sehr spannend. Ich erinnere mich, dass wir unterwegs an einem Pony vorbeigefahren sind, und ohne eine Sekunde zu zögern, sind wir aus dem Wagen gesprungen und waren sofort am fotografieren.
Das ist das Pony hier .
Es bewegt ja seinen Schweif und seinen Kopf.
Es gibt in diesem Titel eine Lektion, bei der man etwas malen soll, was man in einem Video sieht.
In der Realität sieht man ja auch nur sehr selten Motive, die man malen will und die komplett regungslos sind.
Ja, das stimmt. Deshalb haben wir uns entschlossen, einige bewegte Bilder als Zeichenvorlagen zu integrieren. Sogar wenn man nach draußen geht, um eine Landschaft zu malen, bewegen sich die Wolken, die Blätter wiegen sich im Wind und die Lichtverhältnisse ändern sich. Das ist anfangs eine sehr große Herausforderung für viele Leute.
Also haben Sie in einer der Lektionen ein Video integriert, damit die Leute Erfahrungen damit machen können, unter möglichst realitätsnahen Bedingungen zu malen.
Richtig.
Es gibt auch Bilder von Menschen ... Hier habe ich eins.
Ah, ich sehe, dass sich das Bild des Jungen dreht.
Tancred, Sie haben diese Bilder mit einem Drehstuhl gemacht, nicht wahr?
Genau. Der war fast genauso wie der Stuhl, auf dem ich gerade sitze. Ich habe die Fotos gemacht und dabei den Sichtwinkel vom Stuhl aus geändert. (Tancred dreht sich beim Sprechen in seinem Stuhl)
(lachen)
So kann man das Motiv aus verschiedenen Winkeln betrachten.
Man kann das Modell drehen, aber das geht auch mit der Beleuchtung, nicht wahr?
Ja.
Wenn man den Winkel der Beleuchtung verändert, bekommt man durch die Schatten ein besseres Gefühl für die Perspektive.
Es kann zwei Hintergründe haben, wenn man die Beleuchtung ändert. Erstens kann man den Winkel des Lichts verändern, das auf das Motiv trifft, um ein Bild malen zu können, dass das Motiv von seiner besten Seite zeigt. Zweitens kann man die Lichtquelle aber auch verändern, um ein tieferes Verständnis für die Gestalt, Oberfläche und Form des Motivs zu erhalten. Man kann diesmal meiner Meinung nach also noch viel mehr lernen als im Vorgängertitel, wo man einfach flache Bilder abgemalt hat.
Bis jetzt hatte man ein zweidimensionales Bild als Vorlage, das man abgemalt hat, aber bei diesem Titel ist das Vorgehen viel näher an der Erfahrung, in der Realität etwas zu malen.
Das stimmt. Wir konnten das Wahrnehmungselement deutlich verbessern, das auch Kunstlehrer immer als sehr wichtig hervorheben. Man kopiert also nicht nur ein flaches Bild oder Foto, sondern ist viel näher dran, die Welt so abzubilden, wie sie wirklich ist.
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