3. Einfache Handhabung mit beiden Händen

Iwata:

Während Sie sich also mit dem Gyrosensor herumgeschlagen haben, wie kam es zur Entscheidung, welche Form das Wii MotionPlus-Zubehör haben sollte?

Wakitani:

Zu Beginn der Entwicklung sah es wie folgt aus:

Iwata Asks
Iwata:

Es sieht ganz anders aus als das Design des fertigen Produkts.

Wakitani:

Das Erste, woran wir natürlich gedacht haben, war: Wie bequem liegt es in der Hand? Deshalb entschieden wir uns, es so kompakt wie möglich zu entwerfen. Damit die Wii-Fernbedienung aber nicht aus den Händen des Spielers rutscht, während er sie energisch schwingt, mussten wir schließlich die Unterseite etwas größer machen, um dem Zubehör eine trapezähnliche Form zu geben. Weitere Sicherheitsüberlegungen führten darüber hinaus dazu, dass wir Wii MotionPlus mit der "langen" kombinierten.

Iwata Asks
Iwata:

Die Idee, beide zu kombinieren, um eine sichere Handhabung zu gewährleisten, entstand nach der E3-Messe 2008, nicht wahr?

Wakitani:

Das stimmt. Der Prototyp, den wir bis dahin angefertigt hatten, hatte diese Trapezform mit einer kleinen Kurve, wodurch das Gerät zu leicht den Anschluss verlieren konnte.

Takamoto:

Aufgrund zu erwartender Reparaturen konnten wir keine Klebstoffe einsetzen, um den Halt zu sichern.

Wakitani:

Deshalb haben wir das Trapez noch breiter gemacht, damit er eine Art Flansch bildete, die Form kennt man vielleicht vom Autoreifenwechseln. Und so sieht die endgültige Form des Geräts aus:

Iwata Asks
Iwata:

Das passt ja wie geschmiert in die lange Hülle, nicht wahr? (lacht)

Takamoto:

Die breitere Trapezform sorgt dafür, dass es nicht mehr so leicht herauskommt, wenn man die Wii-Fernbedienung heftig schwingt. Das war ein äußerst wichtiger Punkt.

Wakitani:

Es wirkt wie der Griff eines Baseballschlägers.

Iwata:

Das ergibt durchaus Sinn. Nur so interessenhalber: Wie stehen Sie dazu, dass die Wii-Fernbedienung mit dem Zubehör nun länger ist?

Takamoto:

Nun ja, man kann sie jetzt bequem mit beiden Händen greifen.

Wakitani:

Ich glaube, bei Spielen, bei denen man die Wii-Fernbedienung mit beiden Händen halten soll, wie etwa beim Golf oder Baseball, macht es die Angelegenheit um einiges einfacher.

Iwata Asks
Ito:

Aber bei der ursprünglichen Wii-Fernbedienung haben manche Spieler den Schläger mit einer Hand geschwungen! (lacht)

Takamoto:

Deshalb dachten wir, wir könnten sie ja noch länger machen! (lacht)

Alle:

(lachen)

Iwata:

Während das Ingenieursteam also fieberhaft am Gyrosensor arbeitete, hatten die Feinmechaniker ihren Teil der Probleme zu bewältigen.

Takamoto:

Ja, das können Sie laut sagen! (lacht) Da wir gerade davon reden, wie das Zubehör angeschlossen wird, die Unterseite der Wii-Fernbedienung verfügt über einen Erweiterungsanschluss für das Nunchuk und anderes Zubehör. Auf beiden Seiten befinden sich Löcher.

Iwata Asks
Iwata:

Ja, in diesen zwei Löchern rastet das Zubehör in der Wii-Fernbedienung ein.

Takamoto:

Wir überlegten uns, diese zwei Löcher dazu zu nutzen, das Wii MotionPlus-Zubehör mittels Stiften zu sichern. Leider waren sie ursprünglich nicht dafür konzipiert, Wii MotionPlus daran anzuschließen. Sie sind zu einem ganz anderen Zweck ausgerichtet, nämlich den nicht ganz so festen Anschluss von anderen Zubehörteilen.

Iwata:

Die Designer hatten also etwas, das ganz fest an die Wii-Fernbedienung angeschlossen werden müsste, wie eben Wii MotionPlus, nicht im Sinn.

Takamoto:

Mehr noch: Sie konnten nicht vorausahnen, dass dieser Bereich, an den Geräte angeschlossen werden würden, fest mit der Hand umschlossen und enormen Schwungbewegungen ausgesetzt werden würde.

Wakitani:

Deshalb kam es in manchen Fällen zur temporären Verbindungsunterbrechung beim Verwenden von Wii MotionPlus.

Iwata:

Sie sagen, das Zubehör hat die Verbindung zur Wii-Fernbedienung für einen kurzen Augenblick unterbrochen?

Wakitani:

Das stimmt. Zu diesem Zeitpunkt versuchten wir, der Sache genauer auf den Grund zu gehen, indem wir durch Drehen und Wenden von Wii MotionPlus diese temporäre Verbindungsunterbrechung reproduzierten. Es konnte aber nicht durch ein einfaches Drehen nachgemacht werden.

Takamoto:

Die Verbindungsunterbrechung trat manchmal erst auf, wenn man die Wii-Fernbedienung zehntausende Male geschwungen hat.

Iwata:

Sie haben den Controller doch nicht etwa tatsächlich Zehntausende von Malen geschwungen, um dies zu testen, oder etwa doch? (lacht)

Takamoto:

Nun ja, am Anfang habe ich das versucht, aber nach einer Weile fühlte sich die Haut auf meiner Hand an, als ob sie sich schälen würde.

Iwata Asks
Wakitani:

Dann kamen die Handschuhe zum Einsatz.

Iwata:

Sie sind wirklich so weit gegangen? (lacht)

Wakitani:

Auf diese Weise fortzufahren, hätte einfach viel zu lange gedauert. Daher entschieden wir uns, die Vorführmodelle für Pokémotion4 auszuleihen. (lacht)

4 Pokémotion wurde in Japan von der Pokémon Company im August 2003 veröffentlicht. Es handelte sich um ein "Kommunikationstool" in Form eines leuchtenden Stabs. Wenn der Stab schnell geschüttelt wurde, projizierten die leuchtenden LEDs Bilder auf dem Auge, auf denen Nutzer verschiedene Pokémon und Begriffe sehen konnten.

Takamoto:

Das ist das Vorführmodell von Pokémotion, das in den Läden wie ein Taktmesser geschwungen ist.

Iwata:

Ah, ja... ich erinnere mich.

Wakitani:

Wir haben alle Vorführmodelle zusammengesucht, die wir auftreiben konnten, angefangen bei unserem Okayama-Büro bis hin zu verschiedenen Abteilungen der Firma. Dann führten wir damit die Tests durch.

Iwata:

Sie hatten Glück, dass noch so viele davon übrig geblieben sind! (lacht)

Wakitani:

Wir kamen zu der Schlussfolgerung, dass der Stecker von Wii MotionPlus absolut starr im Erweiterungsanschluss der Wii-Fernbedienung steckte.

Iwata:

Er war also so fest verankert, dass da kein Platz für Bewegung war.

Wakitani:

Richtig. Weshalb er nach wiederholtem Rütteln unweigerlich zu viel Spannung auf den Anschluss ausübte.

Takamoto:

Wenn man ein normales Zubehör angeschlossen hätte, wäre das kein Problem, aber bei der Wii-Fernbedienung ist das anders, weil man bei diesem Produkt den Anschluss greift und ihn rüttelt. Es war einfach unmöglich, die große Spannung zu vermeiden, der er ausgesetzt ist.

Iwata:

Das war auch der Grund für die temporären Verbindungsunterbrechungen.

Wakitani:

Wir experimentierten mit einer Reihe von verschiedenen möglichen Lösungen, indem wir beispielsweise speziellen Schmierstoff an den Anschluss anbrachten oder eine kleine Lücke ließen, aber...

Iwata:

Aber es funktionierte vorne und hinten nicht.

Wakitani:

Ja, leider. Also experimentierten wir mit einem anderen Design des Wii MotionPlus-Anschlusssteckers, der etwas lockerer sitzt, um die Spannung auf diese Verbindung zu vermeiden.

Iwata:

So etwas wie eine Federung für den Stecker.

Wakitani:

Wir sprechen da von "gepufferter Struktur". Wir führen mit den Testgeräten eine Reihe von Tests auf dieser Struktur durch und die Häufigkeit der temporären Verbindungsunterbrechung sank beträchtlich. Wir hatten gerade das Gefühl, das Kontaktproblem in den Griff zu bekommen... Doch in just diesem Moment...

Iwata:

Was ist passiert?

Wakitani:

Die Steckerarretierung, mit der Wii MotionPlus in die Löcher an der Unterseite der Wii-Fernbedienung eingerastet wird, ist gebrochen.

Iwata:

Ach so... Bis zu diesem Zeitpunkt war das Zubehör an drei Stellen angeschlossen: Am Stecker und mit den zwei Stiften. Als Sie das Design des Steckers verändert haben, um eine, wie Sie es sagen "gepufferte Struktur" zu bilden, entstand zu viel Spannung auf den zwei Arretierungsstiften.

Wakitani:

Genauso war es. Wir dachten, die einzige Lösung bestünde darin, die Stärke der Stifte zu erhöhen.

Iwata Asks
Ito:

Deshalb haben wir Stahlstifte hergenommen.

Iwata:

Stahlstifte?

Wakitani:

Aber wir haben es mit der Verstärkung der Arretierungsstifte etwas übertrieben...

Takamoto:

Und dieses Mal sind die Löcher in der Wii-Fernbedienung gebrochen!

Alle:

(lachen)

Iwata:

Nicht mal diese Stahlstifte haben Ihr Problem gelöst! (lacht)

Takamoto:

Dann hat jemand vorgeschlagen, einen tablettförmigen Teil an die Rückseite anzubringen, um das Wii MotionPlus-Zubehör und die Wii-Fernbedienung umfassender zu integrieren...

Iwata:

Das klingt wie ein Splint, mit dem ein gerichteter Knochen stabilisiert wird! (lacht) Aber, wäre der Controller dadurch nicht schwerer zu halten?

Takamoto:

Ja, er wird zu klobig.

Iwata:

Wie haben Sie dieses Problem endgültig gelöst?

Wakitani:

Wir entschieden uns, eine Art Kunststoff zu verwenden, der sehr widerstandsfähig ist und wiederholte Spannung vertragen kann.

Takamoto:

Die Materialkosten sind dadurch gestiegen, aber wir konnten zu diesem Zeitpunkt endlich durchatmen.