Bevor wir darüber sprechen, wie schwierig die Produktion der Oberschale war, sprechen wir noch einmal mit Mr. Amano. Zu welchem Zeitpunkt wird das Design an die Leute weitergegeben, die an der mechanischen Seite arbeiten?
Die Mitglieder des Mechanik-Teams werden schon ziemlich früh miteinbezogen. Wir haben schon daran gearbeitet, die Komponenten im Gehäuse unterzubringen, bevor das endgültige Design festgelegt war.
Was für Probleme ergaben sich denn so zum Beispiel bei der Entwicklung des vergrößerten Nintendo DSi?
Diesmal wurde stark darauf geachtet, dass die Konsole so schnell wie möglich ist, wir haben also mit der Vorgabe angefangen, nicht zu viel an der Grundstruktur zu verändern. Aber wir haben befürchtet, dass die Stabilität unter der Vergrößerung der Konsole leiden würde.
Wenn sie größer wird, wird sie auch schwerer. Und so wird sie dann auch leichter beschädigt, wenn sie auf den Boden fällt.
Das stimmt. Wir haben vorher über die große Version des DS Lite gesprochen, aber jetzt war die Konsole noch größer und auch noch dünner. Also haben wir anfangs mit minimalen inneren Verstärkungen gearbeitet, wobei wir sehr besorgt waren, ob die Konsole damit noch ausreichend robust sein würde.
Jedes Mal, wenn Nintendo eine neue tragbare Konsole entwickelt, ist es Standard, dass sehr intensive Tests durchgeführt werden, bei denen die Konsole auch fallengelassen wird. Wir hätten nicht einfach sagen können: "Diesmal ist der Nintendo DSi XL wirklich groß, also lassen wir diese Tests einfach aus."
Das hätten Sie wirklich nicht sagen können! (lacht) Also, am Anfang haben wir ernsthaft befürchtet, dass die Konsole sofort auseinander fällt, wenn Sie aufschlägt.
Und wie war das Ergebnis, als Sie diese Tests tatsächlich durchgeführt haben?
Da es sich um einen frühen Prototyp der Konsole handelte, waren wir froh, dass sie nicht so stark beschädigt wurde, wie wir eigentlich befürchtet hatten.
Das ging also alles gut.
Ja, bis dahin schon! (lacht) Die ersten Exemplare waren im Juni 2009 fertig und als wir feststellten, dass sie in den Tests doch nicht so leicht auseinander fielen, gingen wir davon aus, dass wir auf dem richtigen Weg waren und alles glatt gehen würde...
Das haben Sie damals noch gedacht... (lacht)
Ja, damals schon! (lacht)
Bis zur Produktion der ersten Exemplare war alles glatt gelaufen, als auf einmal etwas passiert ist, was Sand ins Getriebe gebracht hat. Ich denke, Mr. Yoneyama sollte uns jetzt mal von seinen außerordentlichen Bemühungen in China erzählen.
Gerne. Wie Mr. Amano schon erwähnt hat, waren die ersten Exemplare im Juni fertig gestellt worden, aber wir waren noch nicht soweit, dass wir das fertige Produkt hätten herstellen können. Die Prototypen werden ja in Japan handgefertigt, während die Massenproduktion in China durchgeführt wird.
In der Vergangenheit haben wir auch schon in Japan mit der Massenproduktion begonnen und sie dann nach China verlegt.
Aber in den letzten Jahren haben wir den Prozess ab dem Zeitpunkt direkt vor der Massenproduktion nach China verlegt, wenn wir die Entwicklungsprototypen herstellen. Erst danach beginnen wir mit der zweiten und dritten Phase der Produktion. Diesmal mussten wir am meisten am Haupt-Design-Element herumexperimentieren, nämlich der Oberschale. Ich wusste von Anfang an, dass das nicht einfach wird, aber als wir dann tatsächlich versucht haben, sie herzustellen, wurden jede Menge Schwachstellen deutlich und wir konnten sie trotz aller Bemühungen nicht beheben. Der erbitterte Kampf gegen diese Probleme fing ungefähr Mitte Juli an, und im gesamten August habe ich es nur an einem Tag überhaupt in die Nintendo-Zentrale geschafft! (lacht)
Tja, ich bin den ganzen August und den ganzen September nicht ein einziges Mal ins Büro gekommen! (lacht) Ich kam nur für den Obon-Sommerurlaub nach Japan. Dank der Oberschale verbrachte ich die ganze Zeit mit Mr. Yoneyama und Mr. Fujino in China.
Können Sie mir erzählen, welche Probleme die Oberschale verursacht hat?
Natürlich. Erstmal ist ein Riss aufgetreten. Dann, als wir dachten, dass wir das Problem gelöst haben, stellten wir fest, dass die bedruckte Rückseite nur schwach befestigt ist. Dadurch hätte sich die Oberschale bei einem Aufprall leicht lösen können...
Die Oberschale sieht vielleicht so aus, als hätte man nur ein transparentes Stück Plastik angebracht, aber die Rückseite muss vierfach bedruckt werden, eine Schicht nach der anderen. Wir hatten Probleme damit, dass die Lösungsmittel in der Tinte vom Plastik absorbiert wurden.
Der Plastik-Hersteller wusste alles über Plastik, und der Tinten-Hersteller kannte sich mit seinen Sachen aus, deshalb haben wir uns mehrmals mit beiden getroffen und wir haben an der Untersuchung des Problems zusammengearbeitet. Aber weil diese Kombination bisher noch nie verwendet wurde, konnte uns auch niemand eine Lösung anbieten.
Es war also so, als ob Sie ein Puzzle lösen mussten. Welches Lösungsmittel verträgt sich mit welchem Farbstoff? Dann haben Sie verschiedene Kombinationen ausprobiert, die Ergebnisse festgehalten und anschließend weiter getestet.
Jedes Puzzle in einem Spiel wurde so entworfen, dass man es irgendwie lösen kann. Aber bei diesem Puzzle wussten wir nicht, ob es überhaupt eine Lösung gibt, deshalb habe ich mir ehrlich gesagt schon Sorgen gemacht.
Es war ein Puzzle, bei dem nicht klar war, ob es eine richtige Lösung gibt. Aber Ihnen blieb ja nichts anderes übrig, als es auszuprobieren.
Das stimmt. Und obwohl wir natürlich Vermutungen anstellen konnten, war es unglaublich schwierig, die richtige Lösung zu finden. Außerdem mussten wir das Produkt ja nicht nur einwandfrei produzieren, sondern auch überprüfen, ob es den Belastungen mehrer Jahre standhalten kann.
Es ist natürlich auch ein Problem, wenn das Produkt einige Zeit nach dem Kauf nicht mehr einwandfrei funktioniert. Deshalb habe ich Ihnen gesagt, dass ich trotz des Zeitaufwands gründliche Tests durchführen wollte, weil es sehr wichtig ist, wie das Produkt im Laufe der Zeit reagiert.
Ja, so war es. Und als wir gerade dachten, dass wir das Druck-Problem gelöst hatten, gab es ein Problem mit dem Foto-Bildschirm, der nur Weiß anzeigte, wenn wir Bilder mit der Nintendo DSi-Kamera machten.
Sie hatten also gerade eine Hürde genommen und schon stießen Sie auf die nächste. Ich hatte den Eindruck, dass es Ihnen vier oder fünf Mal so ging. Wie viele Oberschalen haben Sie im Lauf der Entwicklungstests hergestellt?
So viele, dass ich mich nicht mehr an die genaue Zahl erinnern kann. Ich glaube, es waren zwischen zehn und zwanzig Tausend.
Zwischen zehn und zwanzig Tausend! Haben Sie während der Arbeit nicht manchmal den Überblick verloren?
Die Probleme traten Anfang Juli auf und im August dachte ich: "Wer weiß, ob wir da überhaupt noch eine Lösung finden?"
Aber durch die intensive Zusammenarbeit und die großen Bemühungen der jungen Ingenieure unseres Werks in Uji, sind wir schließlich auf eine Oberschale gekommen, die unseren Zielvorstellungen entsprach. Nachdem wir so viele Probleme überwunden haben, hatten wir am Ende das Gefühl, dass wir es anscheinend irgendwie geschafft hatten.
Es hat also drei ganze Monate gedauert, bis alle Probleme gelöst waren.
Es lag nicht nur an unseren Bemühungen, dass wir die Probleme lösen konnten - das verdanken wir wirklich auch der Zusammenarbeit mit den Ingenieuren aus dem Werk in Uji, für die wir sehr dankbar sind. Als dann die Massenproduktion begann und die erste Konsole hergestellt wurde, schickten wir eine Email an alle Beteiligten, obwohl wir für so was eigentlich noch immer keine Zeit hatten. Darin stand: "Wir haben heute erfolgreich die erste Konsole produziert!" Und Mr. Kuwahara hat uns sofort geantwortet und gratuliert.
Stimmt! (lacht)
Während die drei also in China schwer zu kämpfen hatten, was haben Sie da getan, Mr. Kuwahara?
Ich war hier in Japan und habe alles überwacht. Es hätte nichts gebracht, wenn ich dem Team in China noch mehr Druck gemacht hätte, also habe ich mir große Mühe gegeben, mich um ihre Bedürfnisse zu kümmern.
Aber wenn wir tragbare Konsolen entwickeln, gibt es sowieso immer Schwierigkeiten, nicht wahr? Diesmal lief ja erst alles glatt...
Tja, zumindest bis zu einem gewissen Punkt... (lacht)
Stimmt, bis dahin! (lacht) Als dann wirklich Probleme aufgetreten sind, hatte ich das Gefühl, dass das eigentlich ganz normal für die Entwicklung unserer Produkte ist.
Na ja, es ist aber nicht sehr angenehm, sich um solche Probleme kümmern zu müssen, nicht wahr? (lacht)
Außer den Schwierigkeiten mit der Oberschale wäre aber bestimmt alles glatt gegangen. Deshalb waren die Leute sauer auf mich und ich musste mich rechtfertigen, warum ich bloß dieses Design entworfen habe.
Äh...hab ich das nicht gesagt? (lacht)
Nein, nein, das waren bestimmt nicht Sie! (lacht)
(lachen)
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