4. Style Boutique – für Väter und Töchter

Hattori:

Das vorherige Spiel war hauptsächlich für Mädchen gedacht, die sich nicht einfach kaufen können, was immer sie wollen, aber nach dem Erscheinen haben auch Männer wie Mr. Yamagami es häufig gespielt.

Iwata:

Ich schätze, es macht als Spiel einfach Spaß. Viele Leute haben kommentiert, dass es da keinen guten Zeitpunkt zum Aufhören gibt.

Hattori:

Und wenn man mal darüber nachdenkt, gibt es ja auch viele Männer, die einen Laden führen und denen es Spaß macht, alles ihrem eigenen Geschmack anzupassen. Das Kombinieren von modischer Kleidung ist keine spezielle Frauendomäne. Nachdem wir das Spiel erstellt hatten, ging uns auf, dass es kein reines Mädchenspiel war.

Iwata:

Aber ein Kampfspiel ist es auch nicht, oder?

Alle:

(lachen)

Hattori:

Also, eben gerade war ich wirklich baff über Mr. Yamagamis Bemerkungen, aber genaugenommen haben wir es so erstellt, dass es auch auf diese Weise gespielt werden kann. Das Vorgängerspiel wurde von vielen Jungen gespielt, womit wir nicht unbedingt gerechnet hatten, also haben wir dieses Mal für noch mehr Spielmöglichkeiten gesorgt und Elemente eingefügt, die auch Entdeckungen möglich machen. Mr. Yamagamis Spielstil ist also eine der korrekten Spielweisen. Ich habe mal herumgefragt – viele der männlichen Mitarbeiter spielen das Spiel anders. Und all diese Spielweisen sind völlig in Ordnung. Wir haben das Spiel extra so gestaltet, dass jeder es nach seiner Façon spielen kann. Einer der Entwickler hat sich beispielsweise mal darüber ausgelassen, wie viel er verdienen kann – also wie viel Geld er mit einem einzigen Outfit aus seinen Kunden herausholen kann! (lacht)

Yamagami:

Ja, da hat er ja recht. Wenn ein Kunde sagt, dass er ca. 30.000 Yen (etwa 3.000 Euro) ausgeben kann, peilt man 29.000 (2.900) an, damit man so viel Umsatz macht wie möglich.

Hattori:

Aber wenn es ein wirklich tolles Outfit ist, sind die Kunden möglicherweise auch bereit, etwas mehr als 30.000 (3.000) zu zahlen.

Yamagami:

Wirklich?

Hattori:

Wussten Sie das denn nicht?

Yamagami:

Nein!

Alle:

(lachen)

Tamura:

Mr. Yamagami spielt eher aus der Perspektive der Ladenmitarbeiter und nicht aus Sicht der Kunden. Für die Mitarbeiter ist der Profit natürlich am wichtigsten.

Iwata Asks
Tsujii:

Stimmt.

Tamura:

Es gibt bestimmt irgendwo ein Bekleidungsunternehmen, das gerne Leute mit der Verkaufsstrategie eines Mr. Yamagami einstellt.

Yamagami:

Was? (lacht)

Tamura:

Echte Ladenbesitzer lernen schnell, wie sie aggressiv an Kunden verkaufen, die das Geschäft betreten. Ich würde Mr. Yamagami wirklich gerne einmal im Verkauf sehen. Wer weiß – vielleicht würde er sich zum charismatischen und überaus beliebten Verkäufer mausern! (lacht)

Alle:

(lachen)

Yamagami:

Etwas an diesem Spiel fand ich unwahrscheinlich interessant. Ich bin ja jetzt auch nicht mehr der Jüngste, und ich merke, dass mein Gedächtnis nachlässt, aber ich kann mich an die Kunden erinnern, die in „New Style Boutique“ auftauchen!

Tamura:

Das ist in der Tat interessant.

Yamagami:

Ich weiß noch, dass diese oder jene Person vor Kurzem das und das gekauft hat.

Iwata:

Wahrscheinlich erinnern Sie sich deshalb so gut an die Kunden, weil Sie sich so viel Zeit für jeden Einzelnen nehmen! (lacht)

Yamagami:

Oh ja, natürlich! Normalerweise vergesse ich ständig alles Mögliche, aber noch während ich mich frage, warum ich mich so gut erinnere, denke ich schon: „Oh ja – diesem Kunden werde ich wieder das Richtige anbieten!“ Und je nachdem, was derjenige zuvor gekauft hat, biete ich dann bestimmte Stücke an.

Iwata Asks
Tamura:

Wie gesagt – Sie gehören ins Geschäft! (lacht)

Tsujii:

Ja, Sie sollten sich unserer Branche anschließen! (lacht)

Tamura:

Sie sind der ideale Geschäftsleiter! (lacht)

Alle:

(lachen)

Tamura:

In Läden für Mädchenkleider arbeiten ja auch manchmal Männer, nicht wahr? Sie verkaufen aus männlicher Perspektive. Viele Frauen und Mädchen wollen eine Verkäuferin, aber manche wünschen sich auch ausdrücklich die Meinung eines Mannes. Männer können sogar mehr verkaufen als weibliche Mitarbeiter.

Tsujii:

Stimmt.

Tamura:

Ich glaube, Mr. Yamagami würde so einiges verkaufen.

Yamagami:

Ich werde ja heute nur so mit Komplimenten überhäuft! (lacht)

Iwata:

Aber nicht alle Männer spielen so wie Mr. Yamagami, oder? Wie halten Sie das, Mr. Sasaki?

Sasaki:

Im Gegensatz zu Mr. Yamagami betrachte ich die Kunden nicht als Gegner.

Iwata:

Aha! (lacht)

Sasaki:

Ich zeige Mädchen ein schönes Outfit, als ob sie meine Töchter wären, und wenn sie dann sagen „Das ist ja süß!“, dann habe ich das Gefühl, ein neues Level erreicht zu haben.

Iwata:

Sie haben das Gefühl, dass Sie Erfahrungspunkte gesammelt haben?

Sasaki:

Ja. Aber ich schätze, ich habe Hintergedanken bei der Sache – ich liebe es, von Frauen gelobt zu werden. (lacht) Tja, das ist die Dynamik, die am Werk ist, wenn ich spiele.

Tsujii:

Hmm  … Mr. Sasaki hat gerade von seiner Tochter gesprochen – ich habe etwas ganz Ähnliches erlebt.

Iwata:

Ja? Was denn?

Tsujii:

Meine Tochter war in der Grundschule, als die Entwicklung begann, aber jetzt ist sie im zweiten Jahr der Oberschule. Als wir das ursprüngliche „Style Boutique“ gespielt haben, hat sie mich immer gefragt, wie mir ein bestimmtes Outfit gefiel, und ich habe dann etwa gesagt: „Ich finde das andere besser“, „Und was ist mit dem hier?“ oder „Ja, das ist cool!“ So lief das immer ab.

Iwata Asks
Iwata:

Glücklich die Tochter, die ihren Vater in Modefragen konsultieren kann!

Tsujii:

Na ja, sie weiß ja, dass ich in der Modebranche arbeite; aber das Spiel hat für viel Gesprächsstoff zwischen meiner Tochter und mir gesorgt, und als sie neue Sachen zum Anziehen brauchte, bin ich dann sogar mal mit ihr einkaufen gegangen.

Iwata:

Haben Sie das denn vorher nie gemacht?

Tsujii:

Nein, erst in den letzten ein oder zwei Jahren. Wir beraten uns dann, während wir gemeinsam Kleider aussuchen. „Was hältst du davon?“, „Mir gefällt das hier“, „Aber das hier hat schönere Farben, oder?“ oder „Na ja  …“

Iwata:

Das ist ja wie „Style Boutique“ im wahren Leben!

Tsujii:

Ja. Es wird noch so weit kommen, dass ich Kombinationen zusammenstelle und diese dann alle kaufe! (lacht)

Hattori:

Und Papa zahlt natürlich.

Tsujii:

Natürlich! (lacht)

Iwata:

Die Verwendung als Gesprächsinspiration zwischen Vater und Tochter ist ja mal eine interessante Nutzungsvariante des Spiels.

Tamura:

Ja, nicht wahr? Wir hätten das fürs Marketing verwenden können: „New Style Boutique – für Väter und Töchter!“

Iwata:

Klingt gut! (lacht)

Tamura:

Ich kenne viele Väter, die sich darüber Sorgen machen, dass zwischen ihnen und ihren Töchtern eine große Distanz besteht. Diesen Leuten könnte man das Spiel schenken. Und wer nicht verheiratet ist, kann damit üben, seine Freundin in Modedingen zu beraten.

Tsujii:

Das ist genau das, was ich mir von dem Spiel erhoffe: Kommunikation im wahren Leben!