2. Rat an die Beitragenden

Iwata:

Ich würde Sie gerne noch etwas fragen. Reichen die Mitarbeiter eigentlich selber auch Songs ein?

Kitamura:

Ja, schon. Ich habe während meines O-bon-(Sommer-)Urlaubs zwei Wochen an einem Lied gearbeitet und es an meinem letzten Urlaubstag eingereicht. Ich habe es ungefähr 100 Mal überprüft, damit es auf jeden Fall perfekt ist. Es gab keine Fehler mehr, aber ich konnte nicht aufhören, alles zu checken. Ich liebe dieses Lied wirklich.

Iwata:

Was ist dann passiert?

Kitamura:

Ich habe ungefähr drei Wochen gewartet, aber mein Song kam irgendwie nicht zur letzten Prüfung durch. Irgendwann habe ich meinen Nintendo DS während der Mittagspause ganz aufgeregt aufgeklappt. Mein Song war mit 'NG'4 (Nicht Gut) bewertet worden. Da bin ich fast ausgeflippt, das kann ich Ihnen sagen. 4'NG' bedeutet, dass ein Song aus irgendwelchen Gründen abgelehnt worden ist, z.B. wenn Fehler im Song sind.

Alle:

(lachen)

Nishita:

Jetzt wissen Sie also, wie es den Kunden ging, deren Songs mit 'NG' abgelehnt worden sind.

Kitamura:

Das war schrecklich. Aber ich hatte keine Ahnung, warum mein Song als 'NG' eingestuft worden war. Deshalb bin ich voller Zorn in die Kabine von Mr. (Koichi) Kyuma, dem Sound-Director, gestürmt...

Iwata:

Der hat sich bestimmt ganz schön erschreckt!

Kitamura:

Ich habe ihn gezwungen, den Song noch einmal anzuhören...und er hat mir in den ersten zehn Sekunden schon zehn Fehler zeigen können.

Alle:

(lachen)

Kitamura:

Das war ziemlich unangenehm…

Iwata Asks
Iwata:

Aber Sie haben sich nicht entmutigen lassen, oder? Sie reichen doch weiter Songs ein?

Kitamura:

Ja. Solange bis es klappt.

Iwata:

Sollen wir noch eine 'Iwata fragt'-Sitzung abhalten, wenn es geklappt hat? Den Teil nennen wir dann: "Michiko Kitamura: Mein erfolgreicher Beitrag". (lacht)

Nishita:

Da sprechen wir aber über die ferne Zukunft...

Kitamura:

Bis zum Ende des Jahres schaffe ich es…hoffe ich zumindest. (lacht)

Iwata:

Ich habe vorgeschlagen, im ersten " Band Brothers"-Spiel einen 'Editor'-Modus umzusetzen, aber Ms. Kitamura war eine der Personen, die immer dagegen waren. "Ich kann keine Noten lesen, deshalb will ich dieses Feature nicht", sagte sie immer. Sie waren erst so dagegen und jetzt erstellen Sie Ihre eigenen Songs... Das freut mich wirklich.

Kitamura:

Selbst wenn sie NG sind. (lacht)

Iwata:

Haben Sie einen Rat für die Leute, die viel Herzblut in ihre Songs stecken und trotzdem immer abgelehnt werden?

Kitamura:

Mich sollten Sie da als letzte fragen…

Alle:

(lachen)

Kitamura:

Am wichtigsten ist aber ganz sicher, dass man seine Songs erst anderen Leuten zeigen sollte, bevor man sie einreicht.

Iwata:

Davon haben Sie mich schon überzeugt! (lacht)

Kitamura:

Wenn man einen Song erstellt, ist man in einer eigenen kleinen Welt. Da verliert man wirklich die Perspektive.

Nishita:

Genau wie bei der Spielentwicklung! (lacht)

Kitamura:

Richtig. Man gewöhnt sich zu sehr an den eigenen Song… Natürlich kann man versuchen, den Song objektiv zu beurteilen, und man kann andere eingereichte Songs anhören, aber am Ende denkt man doch: "Mein Song ist irgendwie der Beste!" Deshalb ist es so wichtig, eine neutrale zweite Meinung einzuholen.

Iwata:

Ich verstehe. Was meinen Sie, Mr. Nishita?

Nishita:

Ich habe noch keinen Song beigetragen, deshalb habe ich nicht wirklich einen guten Rat... Ich würde vielleicht sagen, dass die meisten abgelehnten Einreichungen überarrangiert sind. Ich denke, es ist wichtig, dass man sich das Arrangement des Original-Songs genau anhört, damit man es im eigenen Lied entsprechend umsetzen kann. Die Prüfer haben dann auch stärker den Eindruck, dass der Song nahe am Original ist, und dann wird der Song eher akzeptiert.

Iwata Asks
Kitamura:

Das hab ich eigentlich auch versucht…Alle (lachen)

Iwata:

Jedenfalls habe ich das Gefühl, dass wir durch das Prüfsystem mit jedem neuen Song etwas Neues hinzufügen. Hätten Sie je gedacht, dass wir so schnell auf über 2.000 registrierte Songs kommen würden?

Nishimura:

Damit hätte ich nie gerechnet.

Iwata:

Wie viele Songs haben noch mal auf dem "Jam with the Band"-Server Platz?

Nishita:

Bis 5.000 ist alles okay, obwohl wir uns während der 'Notfallsystem'-Phase schon einmal gefragt haben, ob das wirklich reicht. Zum Glück hat uns der Mitarbeiter, der für den Server verantwortlich ist, gesagt, dass man die Kapazität auch erhöhen kann und dass man dafür nur einen Tag braucht, was eine ziemliche Erleichterung war.

Kitamura:

Es gibt einen Nutzer, der immer ungefähr 10 Songs auf einmal einreicht, und sie sind immer hervorragend. Es gab einen Tag, da waren alle Songs auf der bewerteten 'Neue Songs-Liste' von diesem Nutzer!

Iwata:

Das ist also eine Art 'Super-Beitragender', nicht wahr? (lacht) Werden an manchen Wochentagen besonders viele Songs eingereicht?

Iwata Asks
Kitamura:

Samstag und Sonntag liegen natürlich weit vorne. Ich denke, die Leute geben Ihren Werken am Wochenende den letzten Schliff, und dann reichen sie sie ein, wenn Sie das freudige Gefühl haben: "So, jetzt ist es fertig!"

Nishita:

Jeden Montagmorgen überprüfe ich den Server und sehe nach, wie viele Beiträge es gibt, und dann denke ich: "Das wird wieder eine harte Woche!"

Iwata:

Die Beitragenden sind also sehr aktiv. Wie sieht es denn auf der anderen Seite mit den Downloadern aus?

Nishita:

Jeder Nutzer hat im Durchschnitt 20 Songs heruntergeladen.

Iwata:

Jeder Nutzer kann bis zu 100* Songs herunterladen; es wäre natürlich schön, wenn man einfach noch mehr herunterladen könnte. Ich bin ziemlich impulsiv und lade Songs schnell mal herunter, aber es gibt auch vorsichtige Leute, die noch 85 Songs downloaden können, aber bei jedem einzelnen Lied sehr sorgfältig überlegen. *Hinweis: In der europäischen Version von "Jam with the Band" kann man weitere 50 Songs über Nintendo Wi-Fi Connection übertragen und speichern.

Kitamura:

Ich bin so ein vorsichtiger Typ. Ich benutze immer wieder das 'Probehören'-Feature, bevor ich einen Download starte. Obwohl ich die Songs ja prüfe und herausgebe, kann ich sie trotzdem nicht einfach so herunterladen.

Iwata:

Das 'Probehören'-System ist sogar noch erfolgreicher als wir erwartet hatten. Das Verhältnis von Probehören zu Downloads ist sehr hoch, nicht wahr?

Nishita:

Ich habe hier einige Daten mit Stand vom 1. September 2008. Da waren es 3.940.000 Downloads und 18.120.000 Mal Probehören.

Iwata:

Es gibt also durchschnittlich vier oder fünf Probehörer pro Download. Man überlegt sich anscheinend genau, welche Songs man herunterlädt.

Nishita:

Ich hoffe wirklich, dass alle irgendwann auf 100 Songs kommen, die ihnen wirklich gefallen. (lacht)

Iwata Asks
Iwata:

Okay, ich würde diese Sitzung gerne damit abschließen, Sie beide nach Ihren Zukunftsplänen zu fragen.

Nishita:

Mein Ziel ist es, "Band Brothers International" zu machen. Ich würde mich freuen, wenn unsere Nutzer auch westliche Musik hören könnten. Ich wünsche mir, dass wir Song-Beiträge aus der ganzen Welt bekommen. Leider sieht es nicht so gut für die Handhabung des Urheberrechts bei westlichen Songs aus, und ich weiß nicht, ob wir das tatsächlich noch hinbekommen, deshalb sollte ich es anstatt 'Ziel' vielleicht lieber 'großer Traum' nennen.

Kitamura:

Überlegen Sie mal, was das für eine Arbeit für die 'Handlanger' wäre! (lacht)

Iwata:

Wir müssten dann ausführliche Diskussionen darüber führen, wie man die 'Handlanger' international einsetzen könnte.

Alle:

(lachen)

Kitamura:

Was ist mit Ihren Zielen, Ms. Kitamura?

Kitamura:

Bei unserem aktuellen Prüfsystem müssen die Leute ja immer noch warten; ich würde mir also gerne ein neues System einfallen lassen, dass die Leute noch mehr zufriedenstellt. Das wäre super.

Iwata:

Das ist natürlich sehr wichtig, aber ist das wirklich Ihr einziges Ziel, Ms. Kitamura?

Kitamura:

Ich wünsche mir auch, dass einer meiner Song-Beiträge akzeptiert wird! Das ist im Moment mein größtes Ziel! (lacht)

Iwata:

Das habe ich mir gedacht. (lacht) Dann teile ich Ihnen zum Schluss noch mein Ziel mit. Ich wünsche mir, dass es immer weniger Leute gibt, die nicht wissen, welche Möglichkeiten das Internet ihnen bietet. In Japan liegt die Verbindungsrate der Nintendo DS-Software, die Wi-Fi Connection unterstützt, weiterhin unter 30%. Bei "Jam with the Band" ist die Rate schon auf 60% angestiegen, aber es gibt noch immer Nutzer, die nicht wissen, dass sie Songs herunterladen können. Das finde ich unheimlich schade. Man kann so einfach 100 Songs herunterladen, die einem wirklich gefallen. Selbst wenn man zuhause keine Wi-Fi-Verbindung hat, kann man immer noch die Nintendo DS-Stations* in den Geschäften nutzen. Ich hoffe wirklich, dass alle ihre eigene Version von "Jam with the Band" mit ihren eigenen Lieblingssongs zusammenstellen.Vielen Dank für das heutige Gespräch. *Hinweis: Der DS Station-Service wird in Europa nicht angeboten.