Also, Ms. Kiyota hat uns erzählt, dass sie sich total verausgabt hat. Könnte man sagen, dass Mr. Takahashi seine E-Mails mit viel Talent und Hingabe so geschrieben hat, dass sie genau Ihre jeweiligen Stärken angesprochen und das Äußerste aus Ihnen herausgeholt haben?
Also, eigentlich haben meine Mitarbeiter da noch als Filter gedient.
... hmh!?
Sie haben die E-Mails also nicht direkt abgeschickt, Mr. Takahashi?
Richtig. Ich glaube, wenn ich direkt alles abgeschickt hätte, was ich geschrieben habe, hätten sich die Empfänger vielleicht nie wieder erholt ...
(lacht)
Ich bin normalerweise äußerst direkt, wenn es um Dinge geht, die mir wichtig sind. Deshalb musste ich meinen ersten Mail-Entwurf etwas abgemildert umschreiben lassen, um ihn dann erst an das Musik-Team zu schicken.
Aha ...
Das erfahren Sie also auch erst jetzt?
Ja.
... die ersten Mail-Entwürfe hätte ich ihnen wirklich nicht zeigen können.
Waren die wirklich so streng?
... ja, das kann man wohl sagen.
Wow! (lacht)
(lachen)
Da wird mir einiges klar, wenn ich höre, dass jemand anders die Mails umgeschrieben hat. Irgendwie hatte ich bei den Mails öfter das Gefühl, dass das nicht nur die Meinung einer einzigen Person war.
Sie haben aber trotzdem die Frustration in den E-Mails mitbekommen ... (lacht)
Manchmal hat man sich z. B. sogar gedacht: "Ich frage mich, wie dieses Ausrufezeichen gemeint ist ..."
Ja, genau! Manchmal standen irgendwo vier Pünktchen und an anderen Stellen nur drei, und dann hat man sich gefragt, ob das etwas zu bedeuten hatte ...
(lachen)
Dieses Geheimnis haben wir heute also lüften können.
Also, wenn man versucht, verschiedene Einflüsse zu sammeln und daraus eine Einheit zu bilden, muss man häufiger äußerst streng sein. Wenn man zu nachgiebig ist, kann alles aus der Bahn geraten und zusammenbrechen. Deshalb muss man in bestimmten Situationen auf Perfektion bestehen, und wenn man dann nicht streng genug mit mangelhaften Elementen ist, erhält man auf keinen Fall das Endprodukt, auf das man aus ist.
Ja, das stimmt natürlich.
Aber gleichzeitig ist es auch so, dass manche Leute nicht damit klar kommen, wenn man schonungslos ehrlich seine Meinung sagt. Deshalb braucht man oft Vermittler, die sozusagen die bittere Pille versüßen. Aber obwohl Sie so eine vermittelnde Person hatten, um die Spitzen in den E-Mails etwas abzuschwächen, hat Ms. Kiyota anscheinend einiges abgekriegt.
(nickt heftig)
(lachen)
Gab es diesen Austausch per E-Mail bis ganz zum Ende des Projekts?
Nachdem wir die Hälfte des Projekts geschafft hatten, habe ich nicht mehr so viele strenge Mails geschrieben. Wahrscheinlich, weil die Leute dann die Atmosphäre richtig einschätzen konnten und ihre jeweilige Arbeit aneinander angepasst hatten.
Ms. CHiCO, war das wirklich so?
Also, nachdem wir die Hälfte des Projekts hinter uns hatten, war uns klar, in welche Richtung die Komposition der Musik gehen sollte. Zuerst war es aber sehr schwierig, wie Sie sich vorstellen können. Ms. Kiyota und ich waren täglich den Tränen nahe.
Am Anfang haben wir uns gegenseitig Mut gemacht ... wir haben uns abwechselnd wieder aufbauen können! (lacht)
Zuerst waren wir mehrere Teams mit jeweils eigenem Klang. Mr. Takahashi hat uns wiederholt gesagt, dass es sehr wichtig sei, der Spielwelt ein zusammenhängendes Gefühl zu verleihen, und dass wir uns nicht zu unterschiedlich anhören sollten. Das sagte er, weil die Musik, die wir komponierten, sich nicht einheitlich anhörte. Aber so sehr wir es auch probierten, am Anfang hatten wir immer Teile, die sich nach Ms. Kiyota anhörten, und andere Teile, die nach Ace+ klangen. Das haben wir erst mit der Zeit richtig hingekriegt.
Und wie ist Ihnen das gelungen?
Das Ace-Team ist bei mir zuhause vorbeigekommen.
Und Ms. Kiyota hat mich auch besucht.
Ah, ich verstehe. Sie haben sich also gegenseitig zuhause besucht.
Genau. Wir haben uns besucht und uns angesehen, wie wir eigentlich arbeiten, angefangen bei der Ausstattung, die wir benutzt haben, um die Klänge zu erzeugen. Sie haben sich die Ausrüstung angesehen, die ich bis dahin benutzt hatte, und dann haben Sie alle möglichen kleinen Details überprüft und mich Dinge gefragt wie: "Was macht das denn für einen Ton?"
Wir dachten, es wäre am besten, wenn wir die gleiche Technik benutzen würden, um unsere jeweilige Musik zu vereinheitlichen.
Also sind wir los und haben neue Software gekauft, und ich habe mich von dem netten, vertrauten Programm verabschiedet, das ich bis dahin benutzt hatte ... (lacht)
Durch all diese Entwicklungen sind Sie dann langsam zu einem vereinten Team geworden.
Genau.
Am Ende haben wir wirklich gut zusammengefunden.
Wir sind sehr vertraut miteinander geworden.
Sie haben also zusammengearbeitet und sind vertraut miteinander geworden, und - wie Mr. Takahashi schon gesagt hat - die Musik ist ab der Hälfte des Projekts immer kohärenter geworden. Aber welchen Antrieb hatten Sie und das Ace+-Team, um es überhaupt so weit zu bringen?
Ms. Kiyota hat vorhin schon darüber gesprochen, wie glücklich sie darüber war, dass sie mit Ms. Shimomura und Mr. Mitsuda arbeiten konnte. Also, bei uns war das auf jeden Fall auch so. Wir respektieren Mr. Mitsuda ungemein, und weil er immer mit Mr. Takahashi zusammengearbeitet hat, waren wir zuversichtlich, dass es zu einem guten Ergebnis führen würde, wenn wir einfach Mr. Takahashi folgen.
Mr. Mitsuda, war Ihnen bewusst, dass Sie so eine Leitfunktion für die anderen hatten?
... nein, davon hatte ich keine Ahnung.
Das ist doch eine bewegende Enthüllung. (lacht)
Das kann man wohl sagen. (lacht)
Jedenfalls dachte ich deshalb, dass schon alles gut werden würde, wenn wir Mr. Takahashi bis zum Schluss vertrauen würden. Außerdem hat er die Musik in allen möglichen Szenen arrangiert und ausgespielt, und dabei hat er einen unglaublich hohen Qualitätsstandard vorgegeben. Beim Theater konnte ich meinen eigenen musikalischen Weg finden, und ich habe daher sehr genaue Vorstellungen davon, welche Klänge in bestimmten Szenen passen. Und diesmal gab es viele Situationen, in denen ein Stück an Stellen eingesetzt wurde, wo ich es nicht vermutet hätte. Dann dachte ich: "Hm?! An dieser Stelle setzen Sie dieses Stück ein?" Aber am Ende hat alles außergewöhnlich gut gepasst und ich war froh, dass ich mich auf Mr. Takahashi verlassen habe.
Mr. Takahashi, Sie haben ja gehört, was Ms. CHiCO gesagt hat ...
... wie schnell die Zeit vergeht. Ich muss jetzt dringend weg! (lacht)
(lachen)
Am Anfang des Interviews habe ich darüber gesprochen, dass Musik eine verbindende Rolle spielen kann. In Spielen geht es um mehr, als nur den Controller in den Händen zu halten und Sachen zu sehen. Das Gefühl, das der Klang vermittelt, ist auch äußerst wichtig.
Haben Sie dieses Gefühl auch bei "Xenoblade Chronicles", dass die Musik eine verbindende Rolle einnimmt?
Ja, schon. Bei diesem Spiel empfinde ich das besonders. Deshalb wollte ich auch jeden Klang voll ausnutzen. Natürlich habe ich dem Team gesagt, wie sich die Musik anhören soll. Und wenn ich dann meine ziemlich strenge Meinung abgegeben hatte, kam die Musik wieder zu mir zurück, und wenn ich sie mir noch einmal angehört habe, fielen mir ganz neue Sachen auf. Da wurde mir manchmal klar: "In dieser Melodie wird ja ein anderes Gefühl transportiert ..." Dann kam mir die Idee, dass diese Stücke in einer anderen Szene besser wirken würden. Ich habe die Musik wirklich mit größter Sorgfalt arrangiert.
© 2024 Nintendo.