Wo wir uns hier schon über „Super Mario Galaxy 2“ unterhalten, finde ich, dass wir wirklich auch auf den Ton eingehen sollten, daher habe ich Sie heute alle eingeladen.
Vielen Dank. Ich hatte Gerüchte gehört, dass dieses Mal nichts Derartiges geplant sei und fühlte mich schon vernachlässigt ... (lacht).
Sie haben recht; zunächst schien es keine entsprechenden Pläne zu geben. Ich habe selbst danach gefragt, und ich glaube, dadurch ist es dann erst dazu gekommen (lacht).
Das freut mich.
Der „Klang von Mario“ ist Menschen auf der ganzen Welt bekannt; selbst im Bereich der Spielmusik hat er eine lange Geschichte. Bei jedem neuen Titel müssen Sie sicherstellen, dass die vorhandene Tradition weitergeführt wird – das muss doch großen Druck auf Sie ausüben? Und Iwata fragt: Super Mario Galaxy wurden wieder Orchesteraufnahmen eingespielt. Auch darüber möchte ich heute unter anderem sprechen. Ich danke Ihnen schon im Voraus, dass Sie sich heute Zeit genommen haben.
Nein, wir danken Ihnen.
Na schön, dann stellen Sie sich doch erst einmal vor und erzählen Sie uns, wofür Sie jeweils verantwortlich waren. Fangen wir mit Ihnen an, Mr. Kondo.
Mein Name ist Kondo, ich arbeite in der Entertainment Analysis & Development Division. Wie schon beim Vorgänger „Mario Galaxy“1 fungierte Mr. Yokota als Tonregisseur, und ich war verantwortlich für mehrere Melodien. 1„Mario Galaxy“ heißt eigentlich „Super Mario Galaxy“ und ist ein Jump'n'Run-Spiel, das im November 2007 weltweit für Wii veröffentlicht wurde.
Mr. Yokota hat den Ton als Ganzes zusammengestellt, und Sie standen dabei im Hintergrund, haben aufgepasst und selbst auch etwas von der Arbeit übernommen – war es so?
Ja, genau. Ich war so eine Art Aufsichtsperson; mir oblag es, alle fertigen Melodien anzuhören und zu entscheiden, ob die Musik zu einem Mario-Spiel „passte“.
Sehr schön, danke. Mr. Yokota?
Mein Name ist Yokota; ich arbeite im Software Development Department der EAD Tokio. Ich war der Tonregisseur beim Vorgängertitel „Mario Galaxy“, und habe diese Position auch für dieses Spiel wieder eingenommen. Wir haben viel neue Musik für diesen Folgetitel geschrieben, also ... ich hoffe, alle werden sich die Musik oft anhören.
Sie meinen, obwohl es sich um einen Nachfolgetitel handelt, wurde die Musik aus dem ersten Spiel nicht einfach nur neu aufgelegt.
Genau. Mr. Miyamoto hat sogar behauptet, wir hätten zu hart gearbeitet. Er meinte, wenn man uns allein ließe, würden wir versuchen, alles neu zu machen, aber es gäbe ja schließlich auch Spieler, denen die Melodien aus dem Vorgängerspiel sehr gefallen hätten und die sich schon darauf freuten, diese wieder zu hören.
Er hat Sie also aufgefordert, nicht absolut alles rauszuschmeißen.
Nein. Was er sagte war: „Was glaubt ihr eigentlich, was ihr da macht? Ihr wollt das Ganze ja komplett neu gestalten!“
Es ist natürlich wichtig, die Tradition zu wahren, und wir wollen ja auch die Spieler nicht enttäuschen, denen das erste Spiel gefallen hat. Aber da sitzen Sie dann zwischen allen Stühlen, denn es macht ja keinen Spaß, ein Spiel zu entwickeln, das genauso ist wie das alte. Was macht man also?
Genau so ist es. Es ist langweilig, wenn alles gleich bleibt, also haben wir viele Melodien aus dem Vorgängerspiel und aus der Mario-Serie neu arrangiert. Auf diese Weise erkennen die Fans die alten Melodien wieder, aber wir haben auch viele ganz neue Stücke geschrieben. Ich glaube, da ist uns ein wirklich beachtlicher Soundtrack gelungen.
Schön. Mr. Nagamatsu, dann sind Sie an der Reihe.
Mein Name ist Nagamatsu, ich bin bei der Entertainment Analysis & Development Division und erst seit „Super Mario Galaxy 2“ im Team.
Seit wann arbeiten Sie im Unternehmen?
Seit vier Jahren. Vor „Mario Galaxy 2“ habe ich am Ton für „New Super Mario Bros. Wii“ 2 gearbeitet. 2„New Super Mario Bros. Wii“: Ein Action-Spiel, das in Europa im November 2009 für Wii erschien.
Also ein Mario-Spiel nach dem anderen.
Ja, stimmt.
Gut – dann legen wir mal los. Können Sie aus der Perspektive des Komponisten etwas darüber erzählen, wie Sie „Mario Galaxy 2“ angefangen haben?
Darüber wurde vielleicht schon beim vorherigen „Iwata fragt“-Gespräch gesprochen, aber dieses Projekt begann mit der Idee, Elemente des vorherigen Mario-Galaxy-Spiels zu verwenden und eine „1.5“-Version zu erstellen; zuerst waren wir also gar nicht sicher, ob wir die Musik überhaupt ändern würden.
Sie wollten also die Umgebungen des Vorgängerspiels verwenden und auch die Musik beibehalten?
Ja. Aber dann haben sich die Designer erst mal richtig ins Zeug gelegt und jede Menge neue Bilder erstellt.
Alle haben sich angestrengt, mehr daraus zu machen.
Ja, genau. Und während wir uns alle wie verrückt reinknieten entstand diese neue Welt ... Und die Tatsache, dass der Hintergrund aus blauem Himmel bestand , hatte enormen Einfluss darauf, wie wir über die Melodien nachdachten.
Ja, Mr. Miyamoto war richtig bewegt. Er sagte: „Wenn man an Mario denkt, denkt man an blauen Himmel“.
Ach, tatsächlich? (lacht)
Er meinte: „Es ist ja gut und schön, wenn Mario durch den Kosmos fliegt, aber wenn das alles ist, hat das nicht viel mit Mario zu tun.“ Als ich das hörte, konnte ich es mir nur schwer verbeißen, zu sagen: „Aber Sie selbst haben das Spiel doch im Weltraum angesiedelt, oder?“ (lacht).
(lacht). Dann haben wir uns entschlossen, auch Yoshi in das Spiel zu packen und haben uns auf die Suche nach frischer, lebhafter Musik gemacht, die zu dieser Weltsicht, mit diesem blauen Himmel im Hintergrund, passen würde.
Sie haben beim Komponieren der Melodien also das Design berücksichtigt.
Ja. Während wir also um den blauen Himmel und Yoshi herumkomponierten, ging mir allmählich auf, was eigentlich das Wichtige an „Mario-Musik“ ist.
Wollen Sie damit sagen, dass Sie beim Komponieren der Musik für das Vorgängerspiel nicht wussten, was bei „Mario-Musik“ wichtig ist?
Bei der Arbeit an dem letzten Spiel war ich sehr, sehr nervös.
Das war Ihre erste Berührung mit „Mario-Musik“, nicht wahr? Da verstehe ich schon, dass Sie „sehr, sehr nervös“ waren, aber am Ende schienen Sie doch richtig hineingefunden zu haben. Ich habe ja sozusagen nur vom Rand aus zugesehen, aber selbst ich konnte sehen, dass Mr. Kondo Ihnen voll und ganz vertraute.
Ich habe damals gerade erst angefangen, mich zurechtzufinden. Bei diesem zweiten Spiel fiel dann aber wirklich der Groschen. Mir war plötzlich klar, was „Mario-Musik“ ausmacht. Sie wissen ja, die Spieler die Mario spielen, sagen
„Es macht sogar Spaß, einfach nur der Musik zuzuhören“.
Verstehe.
Also habe ich darüber nachgedacht, dass Leute von einem Mario-Spiel Musik erwarten, die aufheitert, Musik, die fröhlich macht und unwillkürlich ein Lächeln aufs Gesicht zaubert.
Was meinen Sie Mr. Kondo?
Ich sehe das auch so. Als ich Musik für Mario komponierte, war mir stets bewusst, dass ich immer versuchte, die nächste Melodie immer noch fröhlicher zu gestalten als den Rest der Musik. Aber andererseits habe ich auch nicht vergessen, dass es sich um „Mario Galaxy“ handelt. Ich halte es für wichtig, diese Balance beizubehalten.
Der blaue Himmel im Hintergrund war das visuelle Hauptelement des Spiels; wir haben einfach eine Menge vergnüglicher Musik dazu geschrieben. Und dann haben wir ganz unterschiedliche Reaktionen erhalten.
Sie meinen die Reaktionen des Teams?
Zunächst einmal die Reaktionen des Teams, ja. Dann gaben die Leuten aus dem Mario Club3 und Nintendo of America uns auch sehr gutes Feedback. Zunächst einmal ist es bei Spieleserien ja schwierig, den jeweiligen Vorgängertitel zu übertreffen. 3Mario Club, Inc. testet Nintendo-Software in der Entwicklungsphase.
Natürlich – da ist immer der Druck, es mit dem vorherigen Spiel aufnehmen zu müssen.
Genau. Im Vorgänger hatten wir uns darauf konzentriert, eine „kosmische Weltsicht“ zu vermitteln. Aber in diesem Spiel tritt auch Yoshi auf, also haben wir versucht, Musik rund um das Konzept „vergnügliche Abenteuer im All“ zu schreiben. Und dann bekamen wir viele wunderschöne Kommentare, die wir beim vorherigen Titel nie zu hören bekommen hatten, z. B. „Ich bin extra noch mal in dieselbe Galaxie gegangen, weil ich diese Melodie noch einmal hören wollte“.
Sie haben also Melodien komponiert, die Spaß machen sollten, und haben auch entsprechend positive Reaktionen erhalten.
Ja. Und wir haben auch die Einspielung durch das Orchester auf Video aufnehmen lassen. Ich wollte unbedingt, dass Sie sich das ansehen.
Die Orchesteraufnahme haben Sie auch für das erste Spiel gezeigt. Um ehrlich zu sein, wollte ich diese Fragenrunde auch deshalb abhalten, weil ich das sehen wollte (lacht).
(lacht). Nur zu!
Einspielung durch das Orchester ansehen
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