Ich denke, es gibt nicht viele Beispiele für Software, bei der man wie bei Wii Fit seinen Körper bewegen muss. Wahrscheinlich haben Sie alle neue Entdeckungen über Ihren eigenen Körper gemacht, während Sie an der Herstellung dieser Software gearbeitet haben. Wie war es bei Ihnen, Minegishi-san? Sie haben sich doch vorher schon für Balance interessiert.
Wie sehr ich mich für Balance interessiert habe, zeigt sich schon daran, dass ich Kurse belegt habe, um natürliche Bewegungsmuster zu lernen. Da beobachtet einen der Lehrer zum Beispiel eine ganze Stunde lang dabei, wie man sich korrekt setzt, vom Stuhl aufsteht oder auf dem Boden herumkrabbelt. (lacht)
Sie waren also schon vorher ein richtiger Balance-Freak! (lacht)
In der Tat! (lacht) In meinem Kurs wurde mir beigebracht, dass man dazu tendiert, sich nach hinten zu neigen, wenn man normal steht. Deshalb bemühe ich mich immer, mich ein wenig nach vorne zu neigen, und in letzter Zeit hatte ich das Gefühl, endlich eine gute Balance erreicht zu haben. Aber bei Wii Fit wird ja auf dem Bildschirm angezeigt, wie gut die eigene Balance ist. Als ich dann voller Selbstvertrauen auf das Wii Balance Board stieg, hatte ich immer noch eine deutliche Neigung nach hinten. Für mich war das ein großer Schock! (lacht verlegen)Aber mit den täglichen Übungen verlagerte sich mein Schwerpunkt immer weiter in die Mitte. Das war eine große Erleichterung.
Ich war kein ganz so großer Balance-Freak wie Minegishi-san, aber mir war schon klar, dass mein eigener Schwerpunkt irgendwo links von der Körpermitte liegt. Durch meine täglichen Übungen mit dem Wii Balance Board wurde mir das noch bewusster. Deshalb habe ich dann öfter darauf geachtet, meine Tasche, die ich früher immer mit links getragen habe, auch einmal in der rechten Hand zu halten. Es war eine neue Erfahrung, zu sehen, wie sich mein tägliches Leben veränderte. Der wahre Reiz von Wii Fit ist meiner Meinung nach der Bezug zwischen der Software und dem wirklichen Leben. Ich hoffe, dass unsere Kunden im Alltag ähnliche Entdeckungen machen.
Ich habe mir weniger Sorgen um meine Balance als um mein Gewicht gemacht. Ich fand es seltsam, dass ich nicht abnahm, obwohl ich mich doch täglich bewegte.
Sie haben doch nicht etwa zugenommen? (lacht)
Doch! In der kritischen Phase der Entwicklung sah ich jeden Tag auf der Grafik, wie ich zunahm – obwohl ich doch eigentlich erwartet hätte, abzunehmen. Das hat mir die breiten Anwendungsmöglichkeiten dieser Software erst richtig eröffnet.
Man nimmt ja gerade in Stresssituationen zu, nicht wahr? Haben Sie alle eigentlich auch so eine Art Diätwettbewerb durchgeführt?
Weil wir ja Musterdaten brauchten, habe ich mit Hosaka-san und ein paar anderen Mitgliedern des Teams so einen Wettbewerb gemacht. Im Büro der Entwickler gibt es einen großen Fernseher, auf dem alle die gesammelten Daten der teilnehmenden Teammitglieder ansehen konnten.
Alle Einzelheiten über unser Gewicht wurden öffentlich gemacht! (lacht) Die anderen sagten uns zwar, dass wir uns keine Sorgen machen sollen – schließlich wird nur die Änderung des BMI angezeigt, nicht aber die Gewichtsdaten. Aber wenn ich dann Diäterfolge erzielte und plötzlich abnahm, dann hieß es auf einmal: „Da stimmt was nicht mit dem System!“ Und so kam dann bei der Berechnung doch mein tatsächliches Gewicht ans Tageslicht! (lacht)
(lachen)
Unsere Rolle brachte allerdings auch Vorteile. Während des Projekts habe ich plötzlich schnell an Gewicht verloren – obwohl ich gar nicht bewusst versucht hatte, abzunehmen. Kurz darauf wurde ich krank. Danach haben unsere Project Leader öfter mal gefragt: „Sie haben schon wieder Gewicht verloren. Ist bei Ihnen alles in Ordnung?“
Also konnten Sie nicht nur Ihren Gesundheitszustand am Gewicht erkennen, die anderen haben sich auch noch um Sie gekümmert. Wie rührend…
Jedenfalls habe ich mir bei dieser Gelegenheit vorgestellt, wie ich zu Hause Wii Fit spiele, und dass sich meine Mutter zum Beispiel Sorgen macht, wenn ich abgenommen habe – und mir dann besonders leckere Sachen kocht, damit ich wieder zu Kräften komme! (lacht)
(lachen)
Andererseits gab es auch eine Phase, in der Matsunaga-san, unser Chief Director, plötzlich zugenommen hat. Ich fragte mich, was los ist, bis ich erfuhr, dass der Termin für eine interne Präsentation anstand.
(lachen)
Das ist wirklich wahr! (lacht) Wahrscheinlich hat Stress doch direkte Auswirkungen auf das Gewicht einer Person. Manche Menschen nehmen bei Stress eher ab und andere eben zu.
Ja, diesen Gedanken kann ich nachvollziehen. Ich bin eher der Typ, der zunimmt...
(lachen)
Auf jeden Fall ist es spannend, die tägliche Gewichtsänderung der Teilnehmer am Bildschirm verfolgen zu können. Fast so, als würde man sich die Nachrichten ansehen.
Und dann standen wir alle vor dem Monitor und haben analysiert, welche Diätsünde wohl welche Gewichtszunahme verursacht hat.
Ich denke, dass solche Gespräche auch in den Familien unserer Kunden aufkommen werden. Die tägliche Überprüfung der Ergebnisse motiviert ungemein zum Wii Fit-Spielen.
Dann möchte ich Sie zum Schluss noch um ein paar Worte an unsere Kunden bitten. Was sollen sie sich besonders ansehen? Oder, im Fall von Minegishi-san: Was sollen sie sich besonders anhören? (lacht)
Ich empfehle die Step-Aerobic-Musik . Sie passt wirklich gut zu dieser Art Übung. Wir hatten lange Diskussionen zwischen Hosaka-san und dem Sound-Team. Es handelt sich hier um eine ganz simple Aerobic-Übung, aber sie wird durch die Musik sehr gut ergänzt, und ich bin sicher, dass unsere Kunden die Übung immer wieder gerne machen werden. Aber ich habe ja schon am Anfang dieses Gesprächs gesagt, worum es uns bei der Erstellung von Musik und Sounds insgesamt ging: Wir wollten die Menschen, die jeden Tag etwas für ihre Gesundheit tun, anspornen und unterstützen, indem wir die Übungen mit Wii Fit angenehm machen. Deshalb möchte ich die Leser dieses Interviews bitten, auf jeden Fall bei der Sache zu bleiben und die Übungen fortzusetzen.
Bei dieser Software geben die Trainer gesprochene Anweisungen. Diesen Weg wählen wir bei EAD nur sehr selten, und ich hoffe, dass unsere Kunden sich darüber freuen. Abgesehen davon sind normale Yoga-Trainingsanweisungen oft ziemlich trocken und emotionslos. Bei Wii Fit werden die Bewegungen des Trainierenden überprüft. Wenn er mitten in der Übung vom Wii Balance Board heruntersteigt, merkt der Trainer das und bittet ihn, zurück zu kommen.
Das gibt der Software einen unglaublich frischen Touch, nicht wahr? Da fällt richtig auf, wenn man nicht bei der Sache ist! (lacht)
Bei Lehrmaterialen auf DVD ist so etwas vollkommen undenkbar, aber wir wollten in Wii Fit ein paar interaktive Elemente einbauen, die man eben nur bei einer Software finden kann. Außerdem unterscheiden sich die Charaktere der beiden Trainer und manchmal drücken sie dementsprechend auch ihre Gefühle aus. Weil dadurch bei ein und demselben Training die Atmosphäre ziemlich unterschiedlich ausfallen kann, sollten sich die Kunden nicht auf einen der beiden Charaktere beschränken, sondern unbedingt mit beiden Charakteren trainieren. Nur vor Muskelkater sollte man sich dabei in Acht nehmen! (lacht) Schließlich strapaziert man bei den Trainings gerade am Anfang auch Muskeln, die man sonst im täglichen Leben kaum verwendet.
Bei dieser Software verändert sich auch die Statur des Miis je nach Gewichtsänderung des Nutzers. Wenn man lange genug Daten sammelt, kann man die Veränderungen in der Statur des Miis im Zeitraffer ansehen, ähnlich wie man das Wachstum einer Pflanze im Zeitraffer nachverfolgen kann. Schon allein wegen dieser Funktion würde ich mir wünschen, dass sich unsere Kunden täglich wiegen, um diese Funktion kennen zu lernen. Ich denke, Wii Fit ist eine Software, bei der es immer mehr zu entdecken gibt, je länger man sich mit ihr beschäftigt. Und die schönste Belohnung für den Nutzer ist es, wenn das eigene Mii die Traumfigur erreicht.
Aber wenn man zunimmt, will man das nicht unbedingt im Zeitraffer sehen, oder?
(lachen)
Ich denke, da müssen Sie sich keine Sorgen machen. Wir haben darauf geachtet, dass wir dem Nutzer keine negativen Gefühle geben oder ihn frustrieren, wenn er zunimmt. Aber wir haben das Programm auch so gestaltet, dass sich die Figur des Miis immer dem eigenen Gewicht anpasst, damit der Nutzer nicht versucht, sein Mii selbst zu verändern, um im Programm schlanker zu wirken. Ich hoffe, das wird helfen, die Langzeitmotivation bei Wii Fit aufrecht zu erhalten.
Ich möchte unseren Kunden eigentlich nicht sagen, was sie unbedingt ausprobieren sollen, sondern dass sie auf jeden Fall täglich ihre Übungen mit dem Wii Balance Board machen sollen. Schließlich sollte man jeden Tag etwas für die Gesundheit tun, und wir haben wirklich eine Menge Funktionen eingebaut, um die Langzeitmotivation unserer Kunden aufrecht zu erhalten. Es gibt jeden Tag etwas Neues zu entdecken, auch wenn man sich lange mit Wii Fit beschäftigt, zum Beispiel neue Kommentare des Avatars des Wii Balance Boards. Außerdem ist es interessant, die eigene Grafik immer weiter wachsen zu sehen, was ganz bestimmt für Gesprächsstoff in der Familie sorgt. Deshalb hoffe ich, dass unsere Kunden Wii Fit mindestens einmal am Tag verwenden werden.
Wir haben Wii Fit so konzipiert, dass es unabhängig von Vorkenntnissen sehr leicht zu verstehen ist. Die Erklärungen sind sehr einfach, damit auch ältere Spieler ihren Spaß mit Wii Fit haben können. Wenn man dann seine Lieblingsübungen gefunden hat, entdeckt man die wahre Tiefe des Spiels und wird zu weiteren Höchstleistungen angespornt. Ich hoffe, dass unsere Kunden lange Zeit Freude an Wii Fit haben. Außerdem gibt es sehr viele verschiedene Übungen, und ich wünsche mir, dass unsere Kunden sie alle der Reihe nach ausprobieren und dadurch wirklich fit werden.
Wii Fit entstand ursprünglich aus Miyamoto-sans Idee, dass es Spaß machen kann, sich täglich zu wiegen. Wir haben hier wirklich etwas geschaffen, für das es kein Beispiel und kein Modell gab, an dem wir uns hätten orientieren können. Das ist es wohl, was die Faszination des Entwicklerlebens ausmacht: Es gab viele schicksalhafte Begegnungen, das Wii Balance Board wurde erschaffen, Zelda-Entwickler haben sich an diesem Projekt beteiligt, und obwohl am Anfang kein Ziel erkennbar war, können wir der Welt am Ende unser Produkt präsentieren. Um zu einem Schluss zu kommen: Ich hoffe, dass in einem Jahr Menschen in ganz Japan über die Veränderung ihres Gewichts und die Gründe dafür reden und dass Großeltern und ihre Enkel oder Mütter und ihre Töchter gemeinsam Spaß am Hula-Hoop™ und an anderen Übungen haben werden. Ich danke Ihnen allen für Ihre fantastische Arbeit an diesem Projekt.
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