Als Mr. Iwata zu einem Interview für meine Webseite Hobo Nikkan Itoi Shinbun in mein Büro kam, erzählte er mir von seiner Theorie, dass eine Idee “etwas ist, das viele Probleme auf einmal löst.”
Oh, das stimmt.
Ich denke, das trifft den Nagel auf den Kopf. Eine nützliche Idee findet bei denen, die von ihr hören, Gefallen. Und ihnen selbst muss es auch gefallen haben, das in Worte zu fassen. Aber ich denke, es war eher Mr. Iwata als Sie selbst, der diese Theorie aufgegriffen, im Hinterkopf behalten und verbreitet hat.
Ja, das stimmt. (lacht)
Das hätten eigentlich Sie tun sollen! (lacht) Aber es zeigt, dass Sie durchaus in Worte fassen können, was eine Idee ausmacht.
Ja, ich denke schon. Ähm, das hört sich jetzt vielleicht ein bisschen komisch an, aber als Mr. Iwata allen davon erzählte, dass ich gesagt hätte, eine Idee würde viele Probleme auf einmal lösen, dachte ich zum ersten Mal darüber nach und fand: “Oh, das stimmt!”
(lacht)
Und das veranlasste mich, in der letzten Zeit über viele andere Dinge nachzudenken, so wie zum Beispiel das Problembewusstsein. Ich denke, Ideen gehen immer mit Problemen und Hindernissen einher.
Oh, ja …
Wenn ich zum Beispiel in einer Besprechung mit fünf Leuten bin und sage: ”Wir sollten das und das machen”, dann sagen zwei Leute: “Ok, damit ist die Sache erledigt”, aber die drei anderen antworten in etwa: “Hä?!” Und bei den beiden, die einverstanden sind, handelt es sich immer um die gleichen Personen: Mr. Tezuka2 und Mr. Nakago.3 2Takashi Tezuka: Er erschuf Super Mario Bros. zusammen mit Shigeru Miyamoto. Seither war er an der Entwicklung von Spielen der Super Mario-, Yoshi- und Animal Crossing-Serien beteiligt. Er ist der Generaldirektor für Softwareentwicklung in der Unterhaltungsanalyse- und -entwicklungsabteilung von Nintendo. 3Toshihiko Nakago: Er erschuf Super Mario Bros. zusammen mit Shigeru Miyamoto. Er ist der Präsident von SRD Co., Ltd.
Oh. (lacht)
Warum wir immer einer Meinung sind, könnte man leicht damit erklären, dass wir einfach gut miteinander auskommen. Aber ich denke, es liegt daran, dass wir das gleiche Problembewusstsein haben.
Mhm.
Wir sehen viele Probleme aus dem gleichen Blickwinkel und wissen daher sofort, wo die Antwort zu finden ist. Leute mit unterschiedlichem oder gar keinem Problembewusstsein finden oft keinen Zugang zur Lösung.
Ich verstehe.
Ich habe die Sache bis zu diesem Punkt durchdacht und bin von dort aus weiter ins Detail gegangen. Sogar jetzt bin ich dabei, das genau abzuwägen.
Oh, sehr schön!
Haben Sie etwas dagegen, wenn ich diesen Gedanken weiter ausführe?
Nein, überhaupt nicht.
Ich neigte dazu, Mr. Yokoi4 als meinen Meister zu betrachten. Einmal, als ich eine Besprechung mit ihm hatte, sagte er zu mir: „Sie sind ziemlich negativ.“ Das hat mich richtig schockiert. 4 Gunpei Yokoi (1941-1997): Während seiner Zeit bei Nintendo spielte er eine zentrale Rolle bei der Entwicklung solcher Produkte wie den elektronischen Spielen der Game & Watch-Reihe, dem Game Boy Handheld-System, R.O.B. (Robotic Operating Buddy) und dem Spiel Dr. Mario.
Halt …
Aber als er das sagte, wurde mir bewusst, dass Mr. Yokoi recht positiv eingestellt war.
Mhmm.
Aber es war gar nicht meine Absicht, negativ zu sein. Ich dachte darüber nach, was er meinen könnte. Mir wurde klar, dass ich, wenn ich über etwas nachdenke, zunächst immer eine Liste der Dinge aufstelle, die nicht möglich sind. Als es zum Beispiel darum ging, was mit dem NES möglich und was nicht möglich ist, war es mir sehr wichtig, mehr darüber zu erfahren, was nicht möglich ist.
Das ist interessant. (lacht)
Wenn ich also über etwas nachdenke, stelle ich eine Liste der Dinge auf, die nicht funktionieren. Wenn bei einer Idee die Verfolgung einer Sache bedeutet, dass eine andere Sache nicht mehr funktioniert, konzentriere ich mich auf das, was nicht funktioniert. Das ist natürlich negativ. Was ist also besser: Negativ oder positiv? Nun, beides ist wichtig und muss nebeneinander bestehen. Jemand, der nur das Positive sieht, ist ein blinder Optimist.
Das sehe ich auch so.
Und wenngleich es wichtig ist, die negativen Punkte zu kennen, ist jemand, der nur über das Negative redet, einfach ein Pessimist.
Mhmm. Jemand, der nur positiv eingestellt ist, ist zu optimistisch, und jemand, der nur negativ ist, ist zu pessimistisch.
Genau. Ich denke, die richtige Einstellung ist vielleicht, dann positiv zu werden, wenn es an der Zeit ist zu sagen: “Auf geht’s!“ und dann richtig loszulegen.
Sie haben Recht. Als Mr. Yokoi sagte, Sie seien negativ, sagte er das als jemand, der Verantwortung für die Produktion hat oder solch einer Position sehr nahe ist.
Ja, das stimmt.
Übersteigert könnte man sagen, dass es der negativen Person nichts ausmacht, sich sogar dann noch allein auf die Qualität zu konzentrieren, wenn das Produkt nicht fertig wird. Wenn man es aber irgendwie fertigstellen muss und man sich nur beschwert und nichts tut, wird man in der Nacht nicht gut schlafen.
Genau.
Weil man das Produkt irgendwann fertigstellen muss! Am Ende muss man sich eingestehen können: “Ok, das ist gut genug.“ Man kann also nicht negativ bleiben.
Genau. Das ist es.
Aber beide Haltungen haben ihre Berechtigung.
Das ist eben der Unterschied zwischen Leuten, deren endgültiges Ziel darin besteht, den Ausgang zu erreichen, und den Leuten, die ihre Aufgabe darin sehen, den Weg dorthin zu finden.
Ganz genau. Der Projektverantwortliche sollte dann eine positive Einstellung annehmen, wenn es gilt, richtig loszulegen.
Ja, das trifft es ganz genau. Das ist es.
(lacht)
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