5. Der Zusammenhang macht den Unterschied

Itoi:

Alles, worüber wir bisher gesprochen haben, dreht sich um Ideen, das gleichzeitige Lösen von mehreren Problemen, Problembewusstsein, Lösungsfindung und das Verständnis dafür, was an einer Idee nicht stimmt.

Miyamoto:

Das stimmt. Um auf die schwierigste aller Fragen zurückzukehren – Wie kommen Sie auf Ihre Ideen? - würde ich sagen, dass ich auf keine Idee kommen kann, wenn meine Ideenschublade nicht aufgeräumt ist oder ich nicht das richtige Zielbewusstsein habe, um eine Lösung zu finden.

Itoi:

Genau. Und Sie können es auch nicht, wenn beides nicht durchgängig ist.

Miyamoto:

Es ist noch okay, einen Tag vor Ablauf der Frist mit einer Idee anzukommen. Denn aufgrund des Zeitdrucks, das Problem sofort lösen zu müssen, untersucht man die Inhalte seiner Ideenschublade ganz genau.

Itoi:

Das stimmt. Aber man kann auch nicht unerbittlich alles aus ihr herausziehen. Tatsächlich ziehen wir Sachen heraus und stoßen uns unermüdlich den Kopf daran, aber diese Hartnäckigkeit führt nicht immer zu guten Ergebnissen.

Miyamoto:

Nein, überhaupt nicht.

Itoi:

Haben Sie das jemals dem Team erklärt? Ich meine, junge Leute wollen Ihnen und sich selbst beweisen, wie hart sie arbeiten können. Sie sehen zu Ihnen auf und sagen: „Das muss doch gut sein, weil ich so hart daran gearbeitet habe“ und „Wie viele Tage soll ich noch weiter daran arbeiten?“

Miyamoto:

Ah, das passiert laufend. Sie sagen: „Ich werde hart daran arbeiten”, aber ich sage: „Es kommt nicht darauf an, wie hart Sie daran arbeiten.” (lacht) Ich will sie nicht vor den Kopf stoßen. Aber es kommt wirklich nicht darauf an, wie hart man arbeitet

Itoi:

Ich weiß, was Sie meinen! (lacht)

Miyamoto:

Wenn es möglich ist, möchte ich meine Ergebnisse ganz einfach erhalten.

Itoi:

Genau. Ich auch.

Miyamoto:

Im Grunde ist das richtig. Jeder denkt darüber nach, ob man die Dinge vielleicht vereinfachen kann. Aber dieser Tage machen sich viele Leute mehr Arbeit.

Itoi:

Je mehr Arbeit Sie machen, desto unsichtbarer werden die Dinge. Am Ende sagen Sie: „Es hat Monate gedauert, diese Checkliste zu erstellen!“

Miyamoto:

Ja. Man braucht Zeit, um etwas anzugehen und darüber nachzudenken. Daher finde ich, dass es oftmals ratsam ist, viel einfacher zu denken.

Itoi:

Das hat etwas mit unserem heutigen Hauptthema zu tun. Man kann nicht einfach sagen: „Es kommt nicht darauf an, wie hart Sie arbeiten.“ Ich glaube, wir sollten zwei oder drei Dinge hinzufügen.

Iwata Asks
Miyamoto:

Oh, genau. Wir sollten erklären, was wir meinen.

Itoi:

Sie wissen schon, wir beide zusammen. Mit meiner Hilfe.

Miyamoto:

(lacht)

Itoi:

Ich meine, wenn jemand hart arbeitet und jemand anders ihm sagt, dass es nicht darauf ankommt, hart zu arbeiten, verwirrt man die Leute. Sie wissen dann nicht genau, was sie zu tun haben. Aber ich bin mir sicher, dass Sie und ich das zu den Leuten sagen.

Miyamoto:

Hmm, und manchmal sagen sie: “Aber vorher haben Sie mir doch etwas Anderes gesagt.“

Itoi:

Ja, ja, ja! (lacht)

Miyamoto:

Das ist auch schwer zu erklären. Wenn sich beispielsweise das Ziel verändert, kann Ihr Blickwinkel auf die gleiche Sache ganz anders sein.

Itoi:

Ganz genau. Der Zusammenhang macht den Unterschied.

Miyamoto:

Ja, die Unterschiede der ganzen Welt. Wenn zum Beispiel ein Projekt nicht so gut läuft, und eine vorgeschlagene Idee nur so halb-halb ist – 50 Prozent gut und 50 Prozent schlecht – dann taugt sie nichts. Aber wenn sich ein Projekt gut entwickelt und die Idee sogar zu 60 Prozent schlecht ist, kann man sie verwenden, solange sie einige gute Aspekte beinhaltet.

Itoi:

Mhmm.

Miyamoto:

Wenn sie in einem solchen Fall mit der gleichen Sache zu mir kommen und fragen: „Vorher war es ja nicht so gut, aber ist es jetzt ok?“, dann sage ich: „Ja, das ist okay”, dann stehen sie einfach nur da und starren mich mit offenem Mund an. (lacht)

Itoi:

Ja. (lacht)

Miyamoto:

Bei einer anderen Situation ändert sich der Schwung. Aber die Person, die immer darauf bedacht ist, wie viel Arbeit sie hineingesteckt hat, behält immer die gleiche Hitzigkeit.

Itoi:

Ja.

Miyamoto:

Es ist nichts dagegen einzuwenden, hart zu arbeiten, aber …

Itoi:

Hmm …wir müssen noch besser werden. (zu erklären, was sie meinen)

Miyamoto:

Mmm. (lacht)