8. Gemeinsam Ideen entwickeln – seit 25 Jahren

Iwata:

Sie drei sind also 1984 zusammengekommen und haben seit über einem Vierteljahrhundert zusammengearbeitet. Wie kann man sich eine normale Unterhaltung unter Ihnen vorstellen?

Nakago:

Nun ja, ich glaube, wir haben als eine Art Hobbytruppe angefangen.

Iwata:

Eine "Hobbytruppe"?

Nakago:

Das habe ich früher die ganze Zeit gesagt: "Wir sind nicht wirklich Profis."

Iwata:

Moment mal! Wollen Sie mir erzählen, dass das Team, das Spiele entwickelt hat, die von Menschen auf der ganzen Welt geliebt und gespielt werden, nicht aus Profis bestand, sondern eine Hobbytruppe war?

Nakago:

Nun ja, ich habe bei SRD ursprünglich nicht angefangen, um Videospiele zu entwickeln.

Tezuka:

Und ich wusste nicht mal, was "Pac-Man" war!

Alle:

(lachen)

Iwata:

Das macht Sie aber noch lange nicht zu einer Hobbytruppe!

Nakago:

Nein, wenn wir aber gemeinsam Mittag essen, erzählen wir uns, wie das Wochenende so war. Mr. Tezuka zeigt uns die Bilder, die er mit seinem Handy aufgenommen hat. Es fühlt sich einfach an, als ob ein paar Freunde eine normale alltägliche Unterhaltung führen. (lacht)

Iwata:

Sie erzählen sich also gegenseitig, wie Ihr Wochenende verlaufen ist.

Nakago:

Genau. In der Regel handeln unsere Gespräche von solchen Dingen. Neulich haben wir darüber gesprochen, wie sehr wir es genießen, zur Arbeit zu gehen. Normalerweise entspannt man sich am Wochenende und es graut einem bei der Vorstellung, am Montagmorgen zur Arbeit gehen zu müssen...

Iwata:

Ich kenne das. Wenn mir am Wochenende eine gute Idee einfällt, erfreue ich mich sogar an dem Gedanken, am Montag zur Arbeit zu gehen, dies zu sagen und jenes zu tun. (lacht) Mr. Miyamoto ist eindeutig genauso, und bei Ihnen, Mr. Tezuka, kann man an Ihrem Gesicht sofort erkennen, wenn etwas Interessantes am Wochenende vorgefallen ist und Sie es unbedingt jedem erzählen wollen.

Tezuka:

(lacht)

Iwata:

Ideen für Spiele entstehen aber nicht aus dieser Art von Unterhaltungen, oder etwa doch?

Tezuka:

Das stimmt. Wenn dem so wäre, könnten wir nicht von Arbeit sprechen!

Iwata Asks
Alle:

(lachen)

Tezuka:

Wie Sie sich vorstellen können, werden bei einem Essen schon mal viele Dinge entschieden.

Nakago:

Wir fällen schon mal wichtige Entscheidungen beim Essen, nicht wahr? Wir fragen uns beim Mittag oft: "Welche Richtung sollen wir einschlagen?" Wir sprechen aber auch oft über die Dinge, die wir als Kinder gerne getan haben. Ich, ich bin ein normaler Typ, also habe ich nichts Besonderes getan. Aber Mr. Miyamoto, der hat immer alles Mögliche gemacht...

Iwata:

Man kann wohl kaum bezweifeln, dass es zwischen "Super Mario" und Mr. Miyamotos Jugend, die er bei Wanderungen durch Felder in den ländlichen Gebieten rund um Kyoto verbracht hat, eine Verbindung gibt.

Nakago:

Dabei wird Ihnen der Mann versichern: "Da besteht überhaupt keine Verbindung!"

Iwata:

Ich bin absolut davon überzeugt, dass es da eine Verbindung gibt.

Tezuka:

Das glaube ich auch.

Iwata:

Man muss es nicht extra erwähnen, aber Mr. Miyamoto hat seine Jungend nicht mit dem Hintergedanken verbracht, einmal "Super Mario Bros." zu entwickeln. Was er damals aber getan hat, hat ihn inspiriert.

Nakago:

Er findet überall Material, das er in Spielen einbauen kann.

Iwata:

"Wii Fit"27 entstand zum Beispiel, weil sich Mr. Miyamoto täglich wiegt und das Gewicht aufschreibt. 27 "Wii Fit" wird in Verbindung mit dem Wii Balance Board verwendet. Der Titel ermutigt den Nutzer, einen gesünderen und aktiveren Lebensrhythmus zu führen. In Japan erschien er im Dezember 2007, eine erweiterte Version, "Wii Fit Plus" erschien im Oktober 2009.

Nakago:

Mr. Tezuka verfügt ebenfalls über dieses Talent. Er findet an allerhand Orten Inspirationen für seine Spielideen.

Iwata:

Tritt es natürlich auf?

Tezuka:

Ich bin mir dessen jedenfalls nicht bewusst! (lacht) Außerdem vergesse ich viele Dinge... Oft frage ich mich dann: "Habe ich das so richtig im Kopf?"

Iwata:

Sie vergessen auch öfters, was Sie gesagt haben und antworten dann: "Habe ich das wirklich gesagt?" (lacht)

Iwata Asks
Nakago:

(lacht) Da wir es gerade davon haben, ich erinnere mich, dass Mr. Tezuka und ich bei der Arbeit an "New Super Mario Bros. Wii" über Münzen diskutiert haben.

Tezuka:

Ach, wirklich?

Nakago:

Sehen Sie! Sie sind wirklich so! (lacht)

Alle:

(lachen)

Nakago:

Wir haben Windeffekte in das Spiel eingebaut und ich habe am Anfang vorgeschlagen, dass die Münzen durch die Luft gepustet werden.

Tezuka:

Ach so, jetzt weiß ich, wovon Sie reden! (lacht)

Nakago:

Spieler könnten Wind als negativ betrachten, da er sie herumweht und ihnen das Spielen erschwert. Wir mussten uns also einen Bonus überlegen. Deshalb haben wir dafür gesorgt, dass die Münzen durch die Luft fliegen, damit sich der Spieler über diese Geschenke freut. Deshalb fliegen, wenn der Wind weht, Münzen über den Bildschirm.

Iwata:

(lacht)

Nakago:

Die Münzen fliegen wie Regen durch die Luft und man kann sich so viele davon schnappen, wie man will. Es gibt keine Grenze. Besser geht's gar nicht!

Iwata:

Das stimmt allerdings! (lacht)

Nakago:

Mr. Tezuka war dann aber gegen diese Idee und wir haben schließlich zusätzlich einen POW-Block eingebaut. Wenn man gegen ihn schlägt,

Video: fallen alle Münzen auf den Boden

Sie drei sind also 1984 zusammengekommen und haben seit über einem Vierteljahrhundert zusammengearbeitet. Wie kann man sich eine normale Unterhaltung unter Ihnen vorstellen?
fallen alle Münzen auf den Boden . Ich musste schließlich zustimmen: "So funktioniert es viel besser". (lacht)

Tezuka:

(lacht)

Iwata:

Sie entwickeln also Software, indem Sie miteinander diskutieren und Stück für Stück Ideen und Material anhäufen.

Tezuka:

So machen wir das.

Iwata:

Wären Sie in der Lage, die Arbeitsbeziehung zwischen Ihnen drei logistisch zu analysieren?

Nakago:

Ähm... Also, ich weiß nicht.

Iwata:

Ich beobachte Sie alle seit vielen Jahren, aber ich glaube immer noch, dass ich dem Geheimnis nicht auf die Spur gekommen bin.

Nakago:

Wenn ich es irgendwie ausdrücken müsste, würde ich ein Bild hernehmen, bei dem Mr. Miyamoto anfängt, indem er ein Loch gräbt. Mr. Tezuka findet dann einen Weg, das Loch aufzufüllen. Zum Schluss sorge ich dafür, dass alles glatt und solide ist, indem ich eine Walze über die Erde ziehe.

Iwata Asks
Iwata:

Ah, interessant ausgedrückt.

Nakago:

So in etwa kann man, jedenfalls meiner Meinung nach, unsere Arbeit beschreiben.

Iwata:

So wird also die Arbeit aufgeteilt. Was sagen Sie dazu, Mr. Tezuka? Kommt es in etwa hin?

Tezuka:

Perfekt! (lacht)

Alle:

(lachen)

Iwata:

Aus meiner Sicht erscheint es mir, dass die Arbeitsaufteilung komplett natürlich verläuft. Den besten Vergleich, den ich hernehmen könnte, wären drei Manzai-Komödianten aus Kansai28. 28 Manzai ist eine beliebte Art von Slapstick-Comedy, die insbesondere mit der Region Kansai in Verbindung gebracht wird, dem Westen Japans, wo sich auch das Hauptquartier von Nintendo befindet.

Nakago:

Ja, das sehe ich auch so! (lacht)

Tezuka:

Da könnte durchaus etwas dran sein! (lacht)

Iwata:

Sie sprechen immer miteinander: "Wenn wir das tun, werden sich die Leute nicht prächtig amüsieren?" (lacht)

Nakago:

Klar! (lacht)

Iwata:

Sie überlegen sich also am Wochenende, wie Sie das Publikum begeistern werden, und am Montag heißt es: "Vorhang auf!" (lacht)

Tezuka:

Schließlich lautet unser Ziel immer, das Publikum für uns zu gewinnen! (lacht)

Iwata:

Ich bekomme sehr das Gefühl, dass sich die Ideen unter Ihnen drei entfalten und erweitert: "Also, wenn Sie das so machen, muss ich dafür sorgen, dass es so funktioniert..."

Nakago:

Sie sagen also, wir sind wie drei Manzai-Komödianten, die es über 25 Jahre geschafft haben zu überleben, ohne getrennte Wege zu gehen. (lacht)

Alle:

(lachen)