Ich habe den Eindruck, dass Sie drei intensiv in den Entwicklungsprozess von "New Super Mario Bros. Wii" hineingezogen wurden. Sie haben wohl sehr lange daran gearbeitet.
Stimmt.
Mr. Nakagos Rolle war schon immer, als Erster darauf hinzuweisen: "Das könnte zu einem großen Problem führen!" (lacht)
Oh, ja! (lacht)
Wenn ich mich beim Mittagessen zu Ihnen geselle, bekomme ich sofort ein Gefühl, wie die Entwicklung so läuft, indem ich darauf achte, wann Mr. Nakago seinen Standardspruch anbringt: "Das könnte zu einem großen Problem führen!" Wenn ich mich danach richte, könnte ich sagen, die Intensität, mit der Sie an diesem Projekt beteiligt waren, hat sich mehr als sonst gesteigert. Können Sie mir vielleicht mehr dazu sagen?
Hm, ich weiß nicht so recht, womit ich beginnen soll! (lacht) Mario ist ein riesiger Titel, die Leute, die dafür verantwortlich sind, haben eine große Verantwortung zu tragen.
Stimmt. Es ist uns immer bewusst, dass wir die Verantwortung für die Erwartungen tragen, die mit einem der Vorzeigetitel des Unternehmens einhergehen.
Deshalb haben wir das Gefühl, dass wir unser Bestes geben und eine solide Arbeit leisten müssen, damit alle mit dem Ergebnis zufrieden sind.
Alle sind also hoch motiviert.
Genau. Jeder hat sein eigenes Stolzgefühl und ist fest entschlossen, das Spiel mit neuen Elementen auszustatten.
Absolut!
Der Wunsch alleine sorgt jedoch nicht dafür, dass diese neuen Elemente auch gut, oder überhaupt, funktionieren werden.
Es gibt überhaupt keine Garantie dafür, dass etwas erfolgreich funktioniert, nur weil es etwas Neues ist. Das können wir aus Erfahrung bezeugen.
Sie müssen bis heute eine riesige Anzahl von Ideen ausprobiert haben. Doch nur diejenigen davon, die den Test bestanden haben, können in Mario-Titeln erlebt werden.
Genauso ist es. Selbst wenn wir also mit einer brandneuen Idee daherkommen, können wir nicht erwarten, dass wir sie sofort im Spiel einsetzen können. Wenn man viele Notizen und Schmierzettel rund um seinen Schreibtisch aufhängt, hat man womöglich das Glück, und die Idee erscheint im Spiel nach 20 Jahren oder so. (lacht)
(lacht)
Man kann immerhin nicht erwarten, dass etwas, das einen Monat an Denkarbeit in Anspruch genommen hat, sich über Nacht zu etwas Unglaublichem verwandelt.
Ist es nicht vielmehr so, dass es nur ganz wenige Ideen schaffen, sich in etwas Besonderes zu verwandeln?
Ja, kaum eine Idee bringt es soweit. Deshalb treten wir, wenn uns etwas Neues einfällt, vorsichtshalber mal auf die Bremsen.
Sie treten auf die Ideenbremsen? (lacht)
Ich glaube, auf die Bremsen treten gehört zu den Rollen, die wir drei erfüllen müssen.
In anderen Worten: Sie müssen einen Schritt zurücktreten und sich den Entwicklungsprozess ruhig und konzentriert ansehen.
Richtig. Die Leute im Entwicklungsteam, die Verantwortungspositionen erfüllen, sind sicher heiß auf ihre Aufgabe, da können die Dinge schnell aus dem Ruder laufen. In einer solchen Situation braucht man jemanden, der das Steuer fest an sich reißt und die Mannschaft führt. Dafür sind wir im Grunde genommen da. (lacht) Das war besonders dieses Mal bei "New Super Mario Bros. Wii" der Fall. Wir haben jemanden gebraucht, der die endgültigen Entscheidungen über Funktionen treffen kann, die tatsächlich ins Spiel eingebaut werden.
Dieses Mal mussten Sie also alle drei intensiv in die Entwicklung des Titels mit einbezogen werden. Normalerweise überwachen Sie nur das Entwicklungsteam, doch dieses Mal mussten Sie sogar mit Hand anlegen. Aus meiner Sicht dachte ich: "Das sieht wirklich hart aus!"
Aber es hat uns auch Spaß gemacht!
Ja, das stimmt. Man hat Ihnen auch angesehen, dass Sie es genossen haben! (lacht)
Das haben wir wirklich! (lacht)
Sie haben vielleicht davon gesprochen, wie schlimm die Dinge stehen würden, in Wirklichkeit haben Sie sich aber prächtig amüsiert.
Oh, ja! Wir haben die ganze Zeit gelacht, während wir sagten: "Es ist so hart!" (lacht)
Und wie war Mr. Miyamoto so, als er beim Entwicklungsteam war?
Es war das erste Mal seit langem, dass er bei der Entwicklung selbst Hand angelegt hat und mit den Programmierern bei SRD zusammengearbeitet hat.
Ja, das stimmt.
Er ist oft spät in der Nacht vorbeigekommen und stand hinter den Programmierern, die Arme gekreuzt, und hat sie stundenlang beobachtet. Er sagte dann Dinge wie: "Können Sie das nicht ein wenig auf diese Weise machen?" In solchen Momenten habe ich mich nicht getraut, auf ihn zuzugehen, ich wusste, er war in seiner eigenen Welt. (lacht)
(lachen)
Er hat ja auch keine Wahl – das ist nun mal sein Job! (lacht) Dass er aber sogar nach 25 Jahren das Niveau seiner Intensität und Hingabe aufrechterhält, könnte durchaus das Geheimnis sein, warum Mario-Titel so viel Spaß machen.
Tja, ich glaube, von nun an werden wir damit aufhören, den Entwicklern über die Schulter zu gucken. Sobald man sich nämlich den Fortschritt der Entwicklung ansieht, wird man immer mehr an dem Prozess beteiligt.
Ich glaube, das ist so nicht richtig ausgedrückt.
Ach ja?
Nun ja, Sie haben den Ausdruck "am Prozess beteiligt" verwendet. Ich glaube nicht, dass man daran beteiligt wird, vielmehr wird man hineingezogen.
(lachen)
Obwohl es eigentlich genügen müsste, den Entwicklern zu sagen, was sie tun sollten, und sie dann arbeiten zu lassen, geht man am Ende selbst hin und sagt: "Tun Sie das! Tun Sie jenes!" Bevor man sich versieht, wird man in die Sache hineingezogen.
Hm... Ich frage mich...
Wenn Sie "beteiligt" sagen, klingt das, als ob Sie cool die Situation betrachtet hätten und sich dann am Entwicklungsprozess beteiligt haben, weil Sie überzeugt waren, dass es notwendig war. Aus meiner Sicht sieht das aber nicht so aus.
Sie haben Recht. Manchmal hatten wir unser eigenes Meeting ohne Entwickler und Mr. Tezuka stand dann auf und sagte: "Ich glaube, ich informiere die Entwickler lieber davon."
Das ist für Sie "hineingezogen"?
Ja, das ist es, meiner Meinung nach! (lacht)
Nun ja, es ist gar nicht so schlecht, von seiner Arbeit hineingezogen zu werden.
Ja, das stimmt allerdings.
Natürlich kommt man so nicht dazu, besonders viel Urlaub zu haben, gleichzeitig kann man diese bestimmte Aura spüren, das Gefühl, etwas zu tun, was es wert ist.
(lacht)
Man wird also hineingezogen, weil man es genießt, stimmt’s?
Ah, so ist es also? Nun ja, ich mag meine Arbeit, also denke ich mir mal, es stimmt: Ich werde in sie hineingezogen. (lacht)
© 2024 Nintendo.